Fetischismus, Sexualität & Partnerschaft

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Fetischismus, Sexualität & Partnerschaft

Lust durch das gewisse Extra: eine sexuelle Beziehung zu besonderen Gegenständen, Handlungen oder Körpermerkmalen bezeichnet man im allgemeinen als Fetischismus. Als die Sexualforschung Erklärungen dafür suchte, warum Menschen Gummikleidung oder Schuhe ebenso vergötterten wie afrikanische Eingeborene ihre Holzgötzen, prägten sie dafür den Begriff „Fetischismus“.

Der Begriff entstammt wahrscheinlich dem lateinischen Verb facere = machen, tun und dem portugisischen Wort feitico für Zauber bzw. Wahn (portugiesische Sklavenhändler gaben den Fruchtbarkeitsgöttern von afrikanischen Eingeborenen den namen „Feitico“).

Unter Fetischismus bezeichnet man im westlichen Kulturkreis den Umstand, dass ein Mensch nur im Zusammenhang mit irgendwelchen Gegenständen, Handlungen oder Situationen eine sexuelle Lust verspürt und zu sexuellen Handlungen fähig ist. Bei vielen Naturvölkern oder in Gesellschaften, die durch einen Schamanenkult geprägt sind, bedeutet der Begriff jedoch etwas völlig anderes, und zwar die Verehrung von verschiedenen Gegenständen für religiöse Zwecke oder für Zwecke bei der Anwendung von Heilkünsten.

Fetischismus versus Fantasie

Da der Begriff „Fetischismus“ in den Medien oftmals sehr leichfertig verwendet wird, tut eine begriffliche Abgrenzung Not:

Die Psychiatrie bezeichnet Fetischismus als Störung der Sexualpräferenz, also als sogenannte sexuelle Perversion. Echter Fetischismus ist allerdings selten. Er bedeutet, dass sich sexuelle Wünsche auf Gegenstände oder Körperteile übertragen und ohne Fetisch keine sexuelle Befriedigung mehr möglich ist. Der Fetisch ist ein Ersatz für den lebendigen Partner, wobei viele Fetischisten ständig nach neuen Exemplaren suchen und einen regelrechten Sammeltrieb entwickeln.

Nach Freud besteht der Fetischismus in der Sexualität darin, einem materiellen Gegenstand geheimnisvolle Macht zuzuschreiben und ihn zu verehren. Freud beobachtete, dass die Anhängerinnen und Anhänger eines Fetischismus ihren Fetisch nicht als Leidenssymptom empfinden und meist mit ihrem Fetisch recht zufrieden sind.

Voraussetzung dafür ist aber, dass der Gegenstand, dem die Fähigkeit zu sexueller Stimulans zugeschrieben wird, als Fetisch erkannt wird, es sich also um eine Form von bewußtem Fetischismus handelt.

Geprägt wird dieser Fetischismus meist durch die ersten sexuellen Erfahrungen in der Kindheit. Durch Gegenstände oder Personen, die bei diesen ersten Erfahrungen eine Rolle gespielt haben, kann sich Fetischismus entwickeln.

Der Fetischist findet meist durch den Anblick oder das Berühren des Gegenstandes mit gleichzeitigem Onanieren seine sexuelle Befriedigung. Eine Partnerin oder ein Partner ist nicht mehr notwendig, eine Beziehung wird für den Fetischisten unmöglich – der Fetisch genügt, um seine Leidenschaften zu erfüllen.

Im Prinzip eignen sich alle Gegenstände als Fetische, häufig aber sind es:

* Schuhe
* Lederstiefel – Lederkleidung
* Unterwäsche
* Strapse
* Militärkleidung
* Handschuhe usw.

Doch nicht nur Gegenstände können zum Fetisch werden. So gibt es Fetischisten, die allein beim Betrachten von speziellen Körperteilen wie Brüsten, Händen, Pos oder Füßen auf Fotos sexuelle Erfüllung finden. Die Zahl der Fetische ist nahezu grenzenlos. So kann praktisch jeder Mensch für sich seinen eigenen Fetisch, sein eigenes Objekt der Begierde finden – was immer er sexuell bevorzugt, wird sein eigener kleiner Fetisch. Doch nur bei wenigen Menschen artet der Fetischismus in krankhafte Zustände aus, der sie für normale sexuelle Reize unempfindlich macht.

Während der Fetischismus zu Freuds Zeiten noch als schwere seelische Krankheit galt, wird er heute zumeist als harmlos eingestuft. Sexualtherapeuten sind der Meinung, den Fetisch besser nicht „auszutreiben“, es sei denn, er wird gefährlich. „Heilbar ist eine solche Perversion kaum“, sagt Sexualwissenschaftler Martin Dannecker.

„Wir können aber durch die Therapie einen Patienten mit seinem Inneren aussöhnen und ihm damit einen flexibleren und freieren Umgang mit seinem Fetischismus ermöglichen. Von Perversion sprechen wir erst, wenn jemand ohne den Fetisch keinen Orgasmus mehr bekommt.“

Die Grenzen zwischen Normalität und Fetischismus sind fließend. Wer oder was ist schon normal? Der Übergang von normaler Stimulation, die erotische Kleidung aus Leder oder Gummi auslösen kann, bis hin zur Abhängigkeit von solchen Äußerlichkeiten, ist durchaus fließend.

Sofern eine Person bestimmte Gegenstände hin und wieder zur Luststeigerung, vor allem beim Partner, verwendet, wie z.B. reizvolle Unterwäsche, ist dies sicherlich als völlig „normal“ anzusehen. Krankhaft und daher behandlungsbedürftig wird der Fetischismus, wenn er zwanghaft wird, mit Ekelgefühlen und/oder schweren Selbstvorwürfen verbunden ist oder gar zu Verletzungen der Person selbst oder anderer Menschen führt.

Fetischismus als Modeerscheinung

Fetischismus kann nach obiger Definition nicht als Modeströmung entstehen, denn die Veranlagung des „echten“ Fetischisten besteht oder eben nicht. Fakt ist allerdings, dass offen zur Schau getragene erotische Vorlieben heute als schick gelten und prominente Modemacher wie Gaultier oder Westwood die szenetypischen Materialien wie Lack, Leder und Gummi salon- und partyfähig gemacht haben.

Heute gibt es vor allem in Großstädten regelrechte Szenen, eigene Clubs oder Boutiquen, jede Subkultur hat ihre eigenen Partys und Printmagazine, die mit beachtlichen Auflagenzahlen den Markt überschwemmen.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com

Linktipps

– Fetischismus-Online-Ausstellung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft
– Psychosoziale Gesundheit: Fetischismus

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