Der Beziehungscode | Liebesleben – die Kolumne
Wenn zwei Menschen das Gleiche sagen, meinen sie nicht dasselbe. Auf dieser Aussage ruhen die Untersuchungen der Anhänger des ?Beziehungscodes‘. Die Münchner Autorin und Sozialpädagogin Sabine Unger verrät, was man unter Beziehungscode versteht, und wie man ihn erfolgreich für sich und eine glückliche Partnerschaft entschlüsseln kann.
Wir alle erleben die Welt auf unterschiedliche Art und Weise. Wie, hängt davon ab, nach welchen Mustern wir unser Leben gestalten und wahrnehmen. Das GFK-Institut in der Schweiz hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Muster durch verschiedene Charakterstruktur-Modelle zu veranschaulichen. Daraus entstand eine Charakterkunde für den Alltag, die Menschen auf Partnersuche oder Liebenden in einer Beziehung zeigen kann, warum manche Paare schwer zusammen passen, und was man im Ernstfall bei Reibungspunkten machen kann.
Die Strukturpyramide
Bevor man vergangene, gegenwärtige und zukünftige Beziehungen analysieren kann, muss man die Basics des Beziehungscodes verstehen. Diese Basiseinheiten werden von der Autorin Strukturebenen genannt. Der Mensch hat drei davon, und jede Ebene bildet sich zu einem anderen Zeitpunkt in der frühen Kindheit heraus. Außerdem beschäftigt sich jede Ebene mit einem anderen Thema. Die Art, wie wir mit diesen Themen umgehen, bestimmt, ob wir erfolgreiche Beziehungen führen oder nicht.
Doch, was sind diese Themen, die für den Beziehungscode so wichtig sind? Kurz nach der Geburt schon bilden wir die untere Strukturebene aus. Sie betrifft unsere Gefühle dem Leben gegenüber. Fühlen wir uns gewollt, geborgen, oder abgeschoben? Suchen wir nach unserer Lebensberechtigung, nach Selbstaufgabe, oder gehen wir offen in die Welt hinaus, um Lebensschätze zu sammeln, die uns keiner nehmen kann?
Die untere Ebene sagt uns, welche Grundbedürfnisse wir haben, wie wir sie erfüllen, und welche Art wir an den Tag legen, wenn wir mit Anderen in Beziehung treten.
Die Forscher rund um den Beziehungscode teilen diese Strukturebene in Existenzsucher, Formsucher und Austauschsucher ein. Existenzsucher leben zurückgezogen. Sie kommen gut mit sich alleine aus, sind sich jedoch nicht sicher, ob andere Leute sie so mögen, wie sie sind. Ein Prototyp laut Unger ist der zurückgezogene kauzige Wissenschafter, dessen Augen zu leuchten anfangen, wenn man ihn nach seiner Arbeit fragt.
Formsucher sind ihr Leben lang auf der Suche. Nach dem passenden Beruf, der passenden Kleidung, dem passenden Umgang. Sie scannen andere Menschen nach Attributen, die vielleicht für sie selber wichtig sind. Entscheidungen in jeder Hinsicht fallen ihnen schwer. In Beziehungen sind sie meist der angepasste Pol.
Austauschsucher gehen selbstbewusst an ihre Mitmenschen heran. Für sie ist das Leben ein Geben und Nehmen, ein Haben und Brauchen, ein Tauschgeschäft, ein Hin und Her an Aufmerksamkeiten. Sie geben gerne, empfangen aber auch gerne. Und wehe dem, der ihre Bedürfnisse nicht ohne Worte erkennt!
Die mittleren Strukturen
Während die untere Strukturebene schon in den ersten Lebensmonaten ausgebildet wird, kristallisieren sich die Typen der mittleren Strukturebene erst im 2. bis 4. Lebensjahr heraus. Sie sagen uns, wie wir im Alltag ticken, und worauf wir sensibel reagieren. Sie haben wesentlichen Einfluss darauf, wie wir unsere Beziehungen gestalten.
Manche von uns haben beispielsweise mit Machtstrukturen ein Problem. Andere steigen auf die Barrikaden, wenn sie die Regeln des menschlichen Zusammenlebens verletzt sehen. Wieder andere sind problemsensibel und damit übergenau. Bei ihnen kann man sicher sein, dass sie Schwierigkeiten aufspüren, bevor sie überhaupt entstehen. Konkret listet Unger neun unterschiedliche Arten von Sensibilität und erklärt, wie sich diese im Positiven und im Negativen beim Einzelnen und im Beziehungsgefüge auswirken: Problemsensibilität, Wertsensibilität, Vertrauenssensibilität, Machtsensibilität, Angstsensibilität, Symptomsensibilität, Regelsensibilität, Intensitätssensibilität und Aufmerksamkeitssensibilität.
Ein Beispiel: Symptomsensible sind im schlimmsten Fall ihr Leben lang damit beschäftig, in den eigenen Körper zu hören, um dort Krankheiten nachzuspüren, die vielleicht vorhanden sind. Das andere Extrem sind jene Menschen, die alle Symptome ihres Körpers ignorieren. Typisch dafür ist der Manager, der nach dem ersten Herzinfarkt im Krankenhaus liegt und sein Geschäft vom Bett aus weiter führt.
Noch ein Beispiel: Intensitätssensible suchen nach dem Kick im Leben. Sie wollen „sich spüren“. Wer mit diesem Typ versucht, eine Beziehung zu führen, braucht starke Nerven. Im Extremfall artet die Suche nach Intensität nämlich in Suchtverhalten (Spiele, Drogen, Extremsport) oder in totale Askese (Leben wie ein Bettelmönch) aus.‘
Die oberen Strukturen
Wir haben also Existenzsucher, Formsucher und Austauschsucher auf der unteren Ebene. Problemsensible, Wertsensible, Vertrauenssensible, Machtsensible, Angstsensible, Symptomsensible, Regelsensible, Intensitätssensible und Aufmerksamkeitssensible auf der mittleren Ebene. Und es gibt die Druck-Arbeiter, Am-Stück-Arbeiter, und die Einzelteil-Arbeiter in der oberen Ebene. Das sind die Komponenten mit denen im Beziehungscode gearbeitet wird. Um zu erkennen, welcher Typ auf welcher Ebene wir und unser (Wunsch-)Partner sind, bietet das Buch gezielte Übungen an.
Ein Auszug daraus sind die Fragen, die sich Beziehungsarbeiter zu Beginn einer Forschungsreise in die Tiefen ihrer Partnerschaft stellen sollen:
– Welche Persönlichkeitsanteile, welche Charakterstrukturen des anderen sind mir vertraut und ziehen mich an/stoßen mich ab?
– Welche Persönlichkeitsanteile, welche Charakterstrukturen des anderen befremden mich und ziehen mich deshalb an/stoßen mich deshalb ab?
– Was fehlt mir in meiner Welt, was ich beim Partner suche?
– Woran leide ich in meiner Welt und hoffe, dass eine andere Person mich heilt, mir weiter hilft?
– Erhoffe ich, dass ich mit der Art, wie mein Partner sein Leben lebt, mehr in meinem eigenen erreichen kann?
– Was verkörpert der Partner für mich? Was bewundere ich an ihm, was ich selbst nicht habe?
– Wie viel weiß ich vom anderen? Wie ist, denkt, fühlt, handelt er?
Mit den Antworten auf diese Fragen haben wir die Basis unseres Beziehungscodes in der Hand. Sie sagen uns, welche Typen auf den unterschiedlichen Strukturebenen wir und unsere (Wunsch-)Partner sind. Es sprengt den Rahmen dieses Artikels, auf die unzähligen Kombinationen einzugehen. Wichtig ist, die oben genannten Fragen zu beantworten und zu wissen, was man benannt hat, kann man handhaben und notfalls heilen.
Wer klar sieht, wer er ist, was er zum Glücklichsein braucht, und wie er tickt, kann nicht nur an sich selbst arbeiten, sondern im Ernstfall auch in einer unglücklichen Beziehung Kurskorrekturen vornehmen, die auf die Wünsche beider Partner eingehen, und die von Vorteil für ein erfolgreiches und glückliches Zusammenleben sind.
HerzschmerzADE.at schlägt einen Selbstanalyse- und einen Beziehungsarbeits-Abend vor. Wer Single ist, kann am Beziehungsabend eine alte Story aufarbeiten oder eine Session mit dem potenziellen Wunschpartner einlegen. Auch daraus kann man lernen und Muster erkennen, die für die künftige Partnerwahl von Bedeutung sind!
Beitrag ursprünlich zur Verfügung gestellt von www.herzschmerzADE.at – Redaktion: Petra Parsons
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