Liebe in Zeiten der Digitalisierung: Datingportale, Apps & Co.

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Liebe in Zeiten der Digitalisierung: Datingportale, Apps & Co.

Elite-Partners, C-Dating, Tinder & Co. – Online-Datingportale unterschiedlichen Zuschnitts haben die Partnersuche revolutioniert. Noch nie war es einfacher jemanden kennzulernen – Online-Dating und Flirt-Apps bieten maßgeschneiderte Angebote für beinahe jede Zielgruppe. Algorithmen sollen dabei helfen die Partnersuche für die Anwender möglichst zeitschonend und treffsicher zu gestalten. Doch wie verhält es sich wirklich mit unserem Liebesleben in Zeiten der Digitalisierung, halten die Angebote was sie versprechen?

Liebe in Zeiten der Digitalisierung – Artikelübersicht:

Heutzutage scheint alles möglich – Partnersuche auf Knopfdruck, sexuelle Abenteuer nur einen ‚Wisch‘ entfernt…. Aber macht uns das tatsächlich glücklicher? Oder ist es vielmehr so, dass uns diese unbegrenzten Gelegenheiten erst recht unbefriedigt und einsam zurück lassen? Dass wir die Liebe nicht sehen, wenn sie vor uns steht, weil uns permanent der Eindruck vermittelt wird ’das war noch nicht alles, da geht noch mehr’?

Wo die Liebe hinfällt

Der Glaube an die Liebe auf den ersten Blick ist ungebrochen. Immerhin ein Drittel der Befragten haben bei einer Umfrage im Jahre 2016 angegeben an Liebe auf den ersten Blick zu glauben, immerhin 51% sagen, sie schon einmal selbst erlebt zu haben.

Nur, das allein sagt noch gar nichts darüber aus, wo denn ‚dieser erste Blick‘ stattgefunden hat. Im real life oder auf einem Internet/Smartphone Profil? Bei einem ersten Date nach einer Anbahnung über die beliebten Apps oder doch spontan auf einer Party oder in der Straßenbahn?

Partner zu suchen ist in den letzten Jahrzehnten einfach geworden – den richtigen zu finden allerdings nicht unbedingt. Interessanterweise stellen renommierte Soziologen und Zukunftsforscher zunehmend wieder einen Trend Richtung ‚Vernunftbeziehung’ fest.

Völlig überzogene Erwartungshaltungen z.B. punkto Aussehen des potentiellen Partners, genährt durch die oversexte und photogeshopte Illusion der Perfektion, sind dazu verdammt enttäuscht zu werden. Nicht unähnlich steht es um die Vorstellung der romantischen Liebe.

Instagram, Facebook und Co., aber auch Werbung – nicht zuletzt für Datingportale selbst – suggerieren: die romantische Liebe ist möglich, sucht sie nur! Eng aneinander geschmiegte Paare inszenieren sich vor Sonnenuntergängen unter Palmen oder auf der Alm – wer will das nicht, wessen Herz macht keinen Sprung bei der Vorstellung ’so etwas‘ mit dem Menschen des Herzens zu erleben?

Doch entweder es holt uns die Realität rasch wieder ein oder es kommt gar nie zu einer solch romantischen Zusammenkunft – die ‚romantische Liebe‘ wurde schon allzu oft und wird immer wieder enttäuscht.

Nicht wenige sind müde von der Suche nach dauerhafter Romantik und schätzen ‚Freundschaft und Verlässlichkeit‘ mehr als das kurze Aufflackern der Verliebtheit, das doch schon zu oft wieder verging. Immer mehr Beziehungen werden heute dauerhaft auf Basis von gewachsener Zuneigung gelebt. Ohne ‚Kick‘, ohne ‚Schmetterling im Bauch‘ einfach weil man sich mag und vertraut, gemeinsame Interessen und Werte teilt und eventuell sogar im Bett miteinander Spaß hat – aber nicht einmal das muss sein.

Romantik oder Vernunft

Vernunft-Beziehungen sind meist haltbarer als romantische Beziehungen. Bei letzteren hat am Anfang der Kopf schlichtweg Pause , solange die Hormone verrückt spielen.

Die meisten von uns kennen das Gefühl der Verliebtheit, aber genauso das der Ernüchterung, wenn nach einer ersten heißen Phase die Abkühlung folgt und der Partner plötzlich entzaubert erscheint.

Was vor ein paar Wochen noch eine liebenswerte Eigenheit war mutiert plötzlich zum unerträglichen Tick. Wer sich hingegen sehenden Auges und ungeblendet von Amors Pfeil auf eine Vernunftbeziehung einlässt erspart sich die tiefe Enttäuschung ‚danach‘- aber zugegeben auch den Gipfelsturm mit all seiner Euphorie davor.

Exkurs Polyamorie: Vernunftbeziehungen gibt es übrigens nicht nur mit einem Partner, auch Dreierbeziehungen oder sogar Konstellationen mit mehreren Menschen sind möglich. Dieses Konzept der Polyamorie findet zwar immer mehr Anhänger – zum Mainstream wird es allerdings wohl trotzdem nicht werden, meinen Experten.

Menschen in polyamoren Beziehungen argumentieren gern mit der ‚Mitfreude‘ (compersion). Das Wort beschreibt das Glücksempfinden, das polyamor Liebende verspüren, wenn derjenige, den sie selbst lieben, auch von einem oder mehreren ‚anderen‘ geliebt wird.

Die man dann auch gegenliebt – oder auch nicht. Zerstörerische Gefühle wie Eifersucht und Konkurrenzdenken können so in aufbauende Emotionen umgewandelt werden, meinen Anhänger dieses Beziehungskonzepts.

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Marktwert checken

Oft sind Vernunftbeziehungen aber auch das Ergebnis jahrelanger, mehr oder weniger verzweifelter Suche nach Mister oder Miss Right. Denn Plattformen sind verführerisch – in jeder Hinsicht.

Meistens kann man überprüfen, wie oft das eigene Profil aufgerufen und nachgefragt wird, wie viele ‚Matches‘ es gibt, und wie viele likes man hat. Es macht einfach Spaß zu sehen, dass man begehrt ist.

Dating Apps sind somit eine jederzeit verfügbare Möglichkeit den eigenen Marktwert zu checken. Nicht wenige User nutzen daher auch verschiedene Plattformen um sich in verschiedenen Rollen zu inszenieren, sich auszuprobieren und zu optimieren.

Das ist einerseits verführerisch, birgt aber auch Gefahren. Es gibt Plattformen, die schnelle Begegnungen explizit sexueller Natur versprechen. Wer sich hier in verschiedenen Rollen ausprobieren will, der hat ein breites Betätigungsfeld. Experimente sind möglich und erlaubt und jeder muss seine Grenzen selbst definieren und ‚ausloten‘.

Daneben gibt es Portale die nicht das schnelle Glück für zwischendurch versprechen, sondern vorwiegend von Menschen genutzt werden, die eine ‚echte’ Beziehung, einen Partner an ihrer Seite suchen. Auf diesen Portalen ist Authentizität gefragt, und Ihr Profil sollte ehrlich Auskunft darüber geben, welcher Mensch Sie sind – und nicht wer Sie gern wären. Denn spätestens beim ersten Date kommt die Wahrheit ohnedies ans Licht. Also bleiben Sie sich treu und präsentieren Sie sich ehrlich und unbedingt mit eigenem – aktuellem – Bild.

Liebes-ADHS

Hardcore – Partnerbörsensurfer wischen bis zu rund 100 mal Tag am Handy herum um zu checken ‚was sich tut‘ – und nichts zu verpassen. Frauen wollen ihre Attraktivität bestätigt wissen und Männer hoffen auf das schnelle Abenteuer – nicht selten ein ‚Match‘ bei dem sich beide ihres Marktwerts versichern.

‚Instant Gratifikation’, also sofortige Befriedigung, heißt das Zauberwort, und danach sehnen sich offenbar viele. Die Kehrseite der Medaille: seit dem Siegeszug von Tinder & Co ist die Zahl der Geschlechtskrankheiten um 40% gestiegen!

Doch neben der Suche nach der schnellen Nummer und dem Partner fürs Leben gibt es auch jene, die süchtig nach dem Liebes-Kick sind, nach dem Gefühlsrausch des ersten Verliebtsein. Die Bloggerin Luisa P. nennt diese Sehnsucht nach den Schmetterlingen im Bauch ’Liebes ADHS’. Sie beschreibt Verliebt-sein als eine Art Drogenrausch, was er ja aufgrund der körpereigenen Hormonausschüttung tatsächlich ist. Dieser Zustand kann uns in andere Welten katapultieren – aber er hält nicht ewig an.

Die dauernde Verfügbarkeit nach potentiellem ‚Nachschub‘, die Möglichkeit, sich diesen Dopaminschub durch neue Kontakte auf diversen Plattformen wieder und wieder und wieder zu besorgen, ist verführerisch. Wer diesem Impuls nachgibt, leidet an Liebes ADHS. Betroffene können sich nicht lange auf eine Liebe konzentrieren, weil andere Menschen ja spannender sein könnten – man/frau könnte ja was verpassen… die ‚echte Liebe‘ nämlich…

Jeder Achte auf Datingplattform

Knapp eine Million Österreicher waren 2017 auf einer Online Dating Plattform registriert – immerhin jeder Achte. Wie viele Menschen nur ein schnelles Abenteuer suchen, vorgeben ein solches zu suchen und in Wahrheit eine Beziehung wünschen oder ernsthaft auf Partnersuche sind, ist nicht erhoben.

Ebenso weiß man nicht, wie viele Menschen sich tatsächlich über Partnerbörsen verlieben – die Zahlen dazu schwanken stark, von einstellig bis zu 60% – beziehungsweise wie lange entsprechende Partnerschaften halten.

Faktum ist: noch nie in der Menschheitsgeschichte war es so einfach, neue Menschen kennen zu lernen.

Was der einzelne mit diesen Möglichkeiten macht und wofür er oder sie diese nutzen will, bleibt jedem selbst überlassen. Neue Medien und ihre Möglichkeiten eröffnen viele Chancen, aber gehen Sie mit Sorgfalt und Anstand damit um und seien Sie sich auch der Risiken bewusst.

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Quelle:

¹ Liebes ADHS


Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com

Linktipps

– Dating Apps – worauf man achten muss
– Corona Lockdown: Online-Partnersuche in Zeiten von social distancing?
– Vom Flirt zur Partnerschaft
– Polyamorie
– Eifersucht

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