Die 10 größten Sex-Irrtümer & Liebe
In Zeiten, in denen Informationen dank moderner Medien jederzeit und in großen Mengen abrufbar sind, versetzen Halbwissen und gänzliche Unwissenheit in Bezug auf die schönste Nebensache der Welt in großes Erstaunen. Trotz des sexuellen Overkill scheint Aufklärung dringender denn je notwendig zu sein.
Wie nannte es der Autor Ernst Jandl so schön: overnewsed und underinformed! Tatsächlich eine hervorragende Umschreibung wenn es um die noch immer gängigen Irrtümer in den Bereichen Sexualität, Lust und Liebe geht.
Dass man vom Onanieren weder blind noch dumm wird, hat sich zum Glück rumgesprochen, und doch halten sich noch immer die merkwürdigsten Geschichten, sobald vom Thema Nummer 1 die Rede ist. Und dies betrifft keineswegs bloß Jugendliche, auch viele Erwachsene tappen bei so manchen vermeintlichen Selbstverständlichkeiten vor allem das andere Geschlecht betreffend mehr oder weniger im Dunkeln. Grund genug für uns, um mit zehn der haarsträubensten Sex-Irrtümer aufzuräumen.
1.) Männer können und wollen immer Sex haben
Nun ja, ein schlichtes „falsch“ wäre zwar genug, „Schwachsinn“, trifft auf diese Fehlannahme aber noch besser zu: Es ist ein – vor allem bei Frauen – weit verbreiteter Irrtum, dass Männer jederzeit bereit sind Sex zu haben, sobald sich nur eine Gelegenheit bietet. Untersuchungen haben ergeben, dass Männer sich nicht wohl bei dem Gedanken daran fühlen, dass sie immer und überall sexuell bereit sein müssen. Der Druck jederzeit „seinen Mann stehen“ zu müssen führt nicht selten zu erektyler Dysfunktion.
Ein Mann kann durchaus Phasen durchmachen, in denen er nicht viel sexuelles Verlangen empfindet. Das kommt sogar recht häufig vor und hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Dazu zählen: Stress, psychische Belastung, jahreszeitlich bedingte Faktoren, Alter, Kondition, Gesundheitszustand uvm. Alles Faktoren, die natürlich bei Frauen in diesem Zusammenhang ebenso von Bedeutung sind. Auch wenn so mancher Vertreter des Geschlechts es im Zusammenhang mit seiner Leistungsfähigkeit glauben mag, Männer sind keine Maschinen. Und das ist gut so.
Wahr ist allerdings, dass die sexuelle Reizschwelle bei Männern oftmals niedriger ist, als bei Frauen. Männern reichen oftmals schon die kleinsten optischen Reize um sexuell stimuliert zu werden, wohingegen das weibliche Erregungsschema als durchaus mehrstufiger zu bezeichnen ist und Fantasien, Emotionen, sowie optische und akustische Reize im Zusammenspiel eine größere Bedeutung einnehmen als beim Mann.
2.) Frauen haben generell ein geringeres sexuelles Verlangen als Männer
Ebenfalls schlichtweg falsch: Frauen empfinden – wie ober erwähnt – ein anderes Verlangen als Männer, aber man kann nicht behaupten, dass es geringer ist! Die weibliche Lust und die sexuelle Erregung sowie der Orgasmus sind ein ausgesprochen komplexer Prozeß, der die gesamte Frau einbezieht, Körper und Geist. Dabei sind es nicht nur die Männer, die sich zu wenig oder falsche Vorstellungen über die weibliche Erregung machen, auch viele Frauen scheuen sich, die sexuellen Wirkungsweisen ihres Körpers besser kennenzulernen.
Diese fehlende Bereitschaft mag mit ein Grund sein, weshalb ein vergleichsweiser hoher Anteil (die Zahlen variieren je nach Studie zwischen 10 bis 18%) von Frauen über 19 Jahren noch nie einen Orgasmus hatte.
3.) Die durchschnittliche Dauer des Beischlafes liegt bei mindestens 20 Minuten
Auch daneben, denn die Dauer des tatsächlichen Geschlechtsverkehrs (Beischlaf, Koitus) liegt durchschnittlich bei vier bis fünf Minuten. Der Grund für die Falschannahme dürfte sein, dass die meisten Befragten das Vorspiel als Teil des Sexualaktes miteinschließen.
4.) Die Periode schützt 100%ig vor Schwangerschaft
Oje, jetzt wird es gefährlich! Nein, auch diese weit verbreitete Annahme ist falsch: Zwar ist die Wahrscheinlichkeit nicht gerade groß, aber die Möglichkeit besteht durchaus. Denn Spermien sind unglaublich zäh und ausdauernd, bis zu zehn Tagen können sie im Körper der Frau überleben. Frauen mit einem kurzen Zyklus können dann durchaus während ihrer Periode schwanger werden. Sich auf die Periode als Verhütungsmaßnahme zu verlassen ist somit absolut fahrlässig.
ACHTUNG: Pille, Spirale & Co. schützen nicht vor Geschlechtskrankheiten, nur das Kondom schützt gegen AIDS und andere Geschlechtskrankheiten. Bei neuen oder ständig wechselnden Geschlechtspartnern daher unbedingt immer ein Präservativ (Kondom) verwenden!
5.) Ein Paar sollte 3 Mal pro Woche Sex haben
Alternativ könnte dieser Irrtum auch lauten: „Jeder Mensch muss in seinem Leben zumindest einmal am Nordpol gewesen sein.“ Sexualität ist keine olympische Disziplin, auch wenn Medien uns das zuweilen glauben machen wollen. Schneller, höher, weiter sind definitiv keine Vorgaben beim Liebesspiel, denn nicht Quantität, sondern Qualität zählt hier ganz besonders.
Die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs sagt zudem nichts über die Qualität der sexuellen Beziehung aus. Manchmal ist es besser nur alle 2 Wochen und dafür stundenlang und auf sinnlichste Weise miteinander zu schlafen als jeden Tag nur wenige Minuten lang Sex zu haben! Doch auch das hängt wieder ganz vom Geschmack des einzelnen ab …
Es kommt auch häufig vor, dass ein Paar sexuell sehr aktive Phasen hat und dann wieder recht (oder sogar extrem) ruhige Perioden durchlebt. Das ist absolut natürlich, wenn eine Beziehung über Jahre hinweg andauert! Normal ist somit, was für beide Partner gut ist, wichtig ist einzig und allein, dass beide Partner zufrieden sind. Diese Zufriedenheit kann allerdings nur erreicht werden, wenn die Partner die gegenseitigen Bedürfnisse auch kennen, nur dann kann auch jeweils darauf eingegangen werden. Fazit: wichtiger als alles andere ist, dass Paare miteinander kommunizieren können.
6.) Die Penisgröße ist entscheidend, um eine Frau stimulieren zu können
Der wohl weitest Verbreitete Irrtum unter …. Männern. Abgesehen von individuellen Vorlieben und Fantasien einzelner Frauen für große Glieder, bereitet ein großer Penis nicht automatisch mehr sexuelles Vergnügen als ein kleinerer. Warum? Ganz einfach, weil bei der Frau hauptsächlich die Klitoris (Kitzler) eine sexuelle Erregung hervorruft.
Und um diese zu stimulieren benutzt ein Mann seine Hände, sein Glied, seinen Mund – ein größerer Penis macht da absolut keinen Unterschied! Außerdem befindet sich der G-Punkt, der wahrscheinlich sensibelste Punkt innerhalb der Vagina ist, nur wenige Zentimeter vom Scheideneingang entfernt (im Durchschnitt 4 cm). Die Länge eines Glieds in Erektion ist also selbst bei einem kleinen Penis bei weitem ausreichend, um den G-Punkt zu erreichen! Die Vagina selbst ist im Schnitt 8 cm (im Normalzustand) bzw. 12 cm (bei sexueller Erregung) groß. Generell erreicht bei einer Erektion selbst ein kleinerer Penis diese Länge.
Klein(er)e Penisse belasten vor allem die Männer. Für Sie ist die Größe ihres Geschlechts entscheidende optische Ausdrucksform von Potenz und sexueller Attraktivität. Eine sinnlose Belastung, denn für Frauen nimmt dieser Punkt keinen besonderen Stellenwert ein, zählt doch für eine gute Sexualbeziehung einzig und allein die „Kompatibilität“ der beiden Geschlechtsteile sowie Erfahrung und Einfühlungsvermögen beider Geschlechtspartner. Hier also eine kleine Einschränkung der Autoren, die dem Kamasutra entnommen ist:
Das Gelingen der sexuellen Vereinigung, bzw. die Optimierung des Liebesgenusses hängt davon ab, welche Typen aufeinander treffen. Im Kamasutra sind Männer und Frauen nach der Größe ihres Penis, bzw. der Weite und Tiefe ihrer Vagina in drei Gruppen eingeteilt. Bei den Männern unterscheidet man Hase, Stier und Hengst, bei den Frauen Gazelle, Stute und Elefantenkuh. Die unterschiedlichen Kombinationen versprechen einen eher geringen oder im besten Fall einen absoluten Liebesgenuss. Das Kamasutra besagt, dass gleich gebaute Typen (z.B. Hase und Gazelle bzw. Hengst und Elephantenkuh) zusammen den höchsten erotischen Genuss erreichen können.
7.) Ein guter Liebhaber kann mehrmals nacheinander Liebe machen
Die Tatsache ein guter oder schlechter Liebhaber zu sein hat nichts damit zu tun, wie oft ein Mann innerhalb eines Abends ejakulieren kann. Männer haben den Hang dazu alles zu zählen und zu berechnen, um sich selbst zu beruhigen: Die Penislänge; wie lange sie durchhalten ohne zu ejakulieren; wie oft sie hintereinander können… Denn Zahlen können leicht verglichen werden. Doch Lust und Vergnügen können nicht auf diese Weise gemessen werden.
Ein Mann kann ein göttlicher Liebhaber sein, obwohl er einen eher kleinen Penis hat und nicht mehrmals hintereinander Liebe machen kann. Was macht ihn zu einem so tollen Sexualpartner? Ganz einfach: Er ist aufmerksam und hört auf die Bedürfnisse seiner Partnerin. Dies schließt zum Beispiel auch ein, dass er – selbst wenn er nicht nochmals mit ihr schläft – seiner Partnerin mit Fantasie auch mit anderen Mitteln und Fertigkeiten zu einem nochmaligen Orgasmus verhelfen kann.
8.) Auch Frauen müssen immer einen Orgasmus haben
Ebenfalls ein Umstand der von vielen Medien gerne vorgegaukelt wird: Können müssen, immer! Nein, dem ist nicht so. Alleine die Komplexität und die vielfältigen Arten des weiblichen Orgasmus würde Seiten füllen, generelle Aussagen sind in diesem Zusammenhang also mehr als unpassend.
Jede Frau „funktioniert“ einen Tick anders, niemand sollte sich von einem falschen Bild grenzenloser sexueller Begierde und Potenz unter Druck setzen lassen. Wahr ist allerdings, dass viele Frauen erst lernen müssen einen unverkrampften, selbstbewußten Umgang mit ihrem Körper und ihrer Sexualität zu lernen. Motto: nur wer weiß was er selbst gerne will, kann auch anderen Freude bereiten.
9.) Wie die Nase des Mannes, so auch sein Johannes
Totaler Blödsinn! Die Nase ist kein guter Indikator für sein Gemächt. Wissenschaftler auf der ganzen Welt haben sich schon dieser Frage angenommen. Mit negativem Ergebnis: Weder die Länge der Nase, noch die Grösse von Händen und Füssen stehen in irgendeinem Zusammenhang mit der Penisbeschaffenheit.
10.) Rothaarige Frauen sind lustvolle Liebhaberinnen
Zuletzt ein Mythos, der sich als wahr enpuppen könnte: Bei Rothaarigen vermuten Männer ausgeprägten sexuellen Appetit – und zurecht, wie eine Untersuchung eines Hamburger Sexualforschers ergab. Der Hamburger Sexualforscher Prof. Dr. Werner Habermehl, dessen Studien zufolge „rothaarige Frauen deutlich offensiver sind und zudem mehr Bereitschaft mitbringen, sexuell Neues zu probieren.“ fand heraus, dass rothaarige Frauen auch öfter Sex haben als die durchschnittliche Frau.
Außerdem: Frauen, die sich in ihrer Beziehung vernachlässigt fühlen, färben sich ihre Haare mit Vorliebe rot, so der Hamburger Sexualforscher Werner Habermehl in der neuen Ausgabe des Männermagazins „Men’s Health“. Der Grund: Auf Männer hat diese Farbe eine eindeutige Signalwirkung – Rothaarige gelten als sexuell besonders aktiv. Die Seitensprungquote unter rothaarigen Frauen sei tatsächlich am größten, heißt es in dem Magazin: „Rothaarige Frauen haben Lust auf einen Seitensprung, viel mehr als Blonde, Brünette oder Schwarzhaarige.“ Der Forscher zitiert eine Untersuchung, nach der 15 Prozent der Frauen mit roten Haaren fremd gehen, fünf Prozent mehr als der Durchschnitt aller Frauen.
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