AIDS: Risikobewusstsein sinkt

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (2 Bewertungen, Durchschnitt: 4,00 Sterne von 5)
Loading...

AIDS: Risikobewusstsein sinkt

Wissen über HIV/AIDS bringt nicht automatisch entsprechendes Handeln mit sich, so das zentrale Ergebnis der von der Österreichischen Aids-Gesellschaft und der Firma Pfizer in Auftrag gegebenen Befragung von Schülern. Der zunehmend sorglose Umgang von Teenagern mit dem Risiko HIV zeigt den dringenden Bedarf an weiterer Aufklärung.

Konsequenz: Der Pharmakonzern Pfizer nahm die Entwicklung zum Anlass, in Kooperation mit der Österreichischen Aidsgesellschaft und den AIDS-Hilfen Österreichs die Awareness-Kampagne „safe4fun“ ins Leben zu rufen.

Die Ergebnisse der aktuellen Schülerbefragung¹ brachten überraschende Erkenntnisse: „Der Informationsstand von Jugendlichen und das Interesse an der Thematik HIV/AIDS sind erstaunlich gut. Jugendliche wissen über HIV/AIDS und das häufigste Übertragungsrisiko, ungeschützten Sex, bzw. den sichersten Schutz vor einer Ansteckung durch ein Kondom Bescheid“, so Prof. Dr. Rudolf Bretschneider, Geschäftsführer von GfK Austria.

Jedoch: „Die praktische Umsetzung lässt gewaltig zu wünschen übrig. Risikobewusstsein sowie konkretes Handeln stehen im Widerspruch zu ihren Kenntnissen und Angaben.“

Obwohl sie wissen, dass HIV/AIDS nicht nur so genannte „Randgruppen“, also homosexuelle oder drogenabhängige Menschen, betrifft, sehen die Teenager für sich selbst kein Risiko. „Ein Drittel aller Jugendlichen vergisst oder verzichtet bewusst beim „ersten Mal“ auf ein Kondom“, bedauert auch OA Dr. Brigitte Schmied, Präsidentin der Österreichischen Aidsgesellschaft, der Jugendprävention sehr am Herzen liegt.

„Es muss das Bewusstsein geschaffen werden, dass jede und jeder sich anstecken kann, der ungeschützten Geschlechtsverkehr riskiert. Kein Medikament kann AIDS heilen und die HI-Viren wieder vollständig aus dem Körper entfernen. AIDS ist (und bleibt) eine chronische und lebensbedrohliche Erkrankung, die das Leben massiv beeinträchtigt und keinesfalls verharmlost werden darf.“

safe4fun: Initiative soll Bewusstsein bei Jugendlichen schaffen

Die zunehmende Sorglosigkeit unter jungen Leuten ist für das Pharmaunternehmen Pfizer nun Anlass, in Kooperation mit der Österreichischen Aidsgesellschaft und den AIDS-Hilfen Österreichs die Awareness-Kampagne „safe4fun“ zu starten. Pfizer-Marketingleiter Dr. Robin Rumler: „Die neue Initiative soll Jugendliche motivieren, sich aktiv und mit viel Spaß und Lust mit dem Thema Safer Sex auseinanderzusetzen. Wir verzichten auf Belehrungen und erhobenen Zeigefinger.

Stattdessen werden für Jugendliche Anreize geschaffen, Sexualität ohne Risiko zu erleben.“ Zentrale Botschaften der Kampagne sind: HIV/AIDS kennt kein Alter und keine Risikogruppe es gibt nur riskantes Sexualverhalten, nur das Kondom schützt und Sex ohne Risiko macht Spaß.

Warum ist leicht erklärt: „Mit Kondom ist man nicht nur frei von Gedanken an ungewollten Nachwuchs in zu jungen Jahren, sondern auch sicher vor diversen Geschlechts- bzw. sexuell übertragbaren Krankheiten, wie HIV/AIDS„, so Rumler.

Mit „safe4fun“ werden Menschen erreicht, die am Anfang ihrer sexuellen Entwicklung stehen. Das (sexuelle) Selbstbewusstsein entwickelt sich und man beginnt, Verantwortung für das eigene Leben bzw. für das Leben anderer zu erkennen. Rumler: „In dieser Lebensphase wollen wir sensibilisieren und das Bewusstsein schaffen, dass HIV/AIDS alle angeht und man sich ganz einfach schützen kann.“

Factsheet HIV/AIDS

HIV-positiv oder HIV-infiziert zu sein bedeutet, dass man sich mit dem HI-Virus angesteckt hat. Werden im Lauf der Zeit mehr bestimmte weiße Blutkörperchen (T-Helferzellen, CD4-Zellen) zerstört als neu gebildet, wird das Immunsystem immer schwächer, bis es schließlich Krankheitserreger (Bakterien, Viren oder Pilze) nicht mehr bekämpfen kann, mit denen ein gesunder Körper normalerweise problemlos fertig werden würde. Man spricht nun von AIDS.

Viren verfügen über keinen eigenen Stoffwechsel. Um zu überleben und sich vermehren zu können, dringen sie in geeignete Wirtszellen ein und nutzen deren Metabolismus. Das HI-Virus greift die T-Helferzellen an und dringt in die gesunde Zelle ein.

Die dort neu produzierten Viren zerstören die Wirtszelle und gelangen ins Blut, um von da aus erneut in T-Helferzellen einzudringen. Dieser Kreislauf setzt sich unermüdlich fort, sodass immer mehr der für die Immunabwehr unerlässlichen T-Helferzellen vernichtet werden.

Akute Infektion: Bei etwa 70-90% treten sechs Tage bis sechs Wochen nach der Infektion grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, Muskel- und Gelenksschmerzen, geschwollene Lymphknoten sowie manchmal Hautausschlag auf.

Zu diesem Zeitpunkt ist ein HIV-Antikörpertest aber noch negativ, da erst ca. sechs bis zwölf Wochen nach der Infektion Antikörper im Blut nachweisbar sind. Dies gilt beim neuen AIDS-Schnelltest übrigens genauso, wenngleich die Dauer sich verändert hat. Auch er liefert erst drei Wochen nach einer möglichen Infektion ein gültiges Ergebnis. Das Ergebnis allerding erhält man bereits dreissig Minuten nach dem Test.

Symptomfreie Phase (Latenzphase): Schließlich bekommen die Abwehrkräfte die HIV-Viren vorübergehend in den Griff, können sie aber nicht mehr aus dem Körper entfernen. Es folgt eine symptomfreie Phase, die unterschiedlich lange andauert. Bei manchen nur wenige Monate, bei manchen zehn Jahre oder länger. Betroffene fühlen sich gesund, spüren keine Beschwerden und haben in etwa das gleiche Erkrankungsrisiko für alle anderen Infektionen wie nicht Infizierte.

Erste Symptome (HIV-assoziierte Erkrankungen): Wenn die Anzahl der Viren im Blut zu steigen beginnt, wird das Immunsystem geschwächt und es treten erste Symptome auf, wie z.B.: Anschwellen der Lymphknoten, Nachtschweiß, Durchfall, Fieber, trockener Husten und Atemnot, Gewichtsverlust, permanente Müdigkeit.

Schwere HIV-definierte Krankheiten und Vollbild AIDS: Vom Vollbild AIDS spricht man, wenn AIDS-definierende Erkrankungen – wie so genannte opportunistische Infektionen (Infektionen durch Viren, Pilze, Bakterien oder Einzeller), schwere neurologische Erkrankungen (betreffen Gehirn und Nervensystem) oder bestimmte Krebsarten (z.B. das „Kaposi-Sarkom“, das Haut und Schleimhäute befällt) – auftreten.²

Info für Kids & Jugendliche: www.safe4fun.at

Da die erste Anlaufstelle für 15-19-Jährige für Information über HIV/AIDS das Internet ist, bildet eine Webseite in jugendlicher Sprache und entsprechendem Design den Kern der Kampagne. Konzept, Text und Design wurden mit bzw. von Jugendlichen entwickelt und im Video auf der Startseite kommen Teenager zu Wort.

Alle Aktivitäten, die im Rahmen der Kampagne durchgeführt werden, werden über die Webseite kommuniziert bzw. ist die Site wichtigster Bestandteil aller Maßnahmen. Durch die jugendgerechte Aufmachung kann die Homepage zudem wertvolle Hilfestellung für das Aufklärungsgespräch der Eltern sein und den Aufklärungsunterricht der Lehrer unterstützen.

Quellen:

¹ GfK-Schülerbefragung: 557 Interviews von österreichischen SchülerInnen zwischen 10 und 19 Jahren. Befragungszeitraum: Okt./Nov. 2007. Erhebungsmethode: CAWI – Computer gestützte Web-Interviews. Im Zentrum der Untersuchung standen Informationsstand und -bedürfnis, Einstellung gegenüber HIV-Infizierten, Risikobewusstsein und tatsächliches Verhalten

² „Initiative safe4fun“ – www.safe4fun.at (aktuell offline – Stand: 2019)

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com

Linktipps

– Kinder mit AIDS
– Sexualität & Schamverhalten von Jugendlichen
– Safer Sex auch im Urlaub
– Pornos zur Aufklärung von Jugendlichen
– Lust & Liebe: Das erste Mal
– Lust & Liebe: Sex & Pubertät
– Lust & Liebe: Geschlechtskrankheiten
Infektionsrisiko bei Oralsex – AIDS, Hepatitis, HPV?
– Lust & Liebe: Sexualpraktiken

Das könnte Ihnen auch gefallen …