Vaterschaftstests boomen

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Vaterschaftstests boomen

Als Abstammungsgutachten – umgangssprachlich auch als Vaterschaftstest bekannt – wird jenes wissenschaftliche Verfahren bezeichnet, mit dem die Verwandtschaft zwischen Personen festgestellt werden soll.

Erfolgte dies früher hauptsächlich mittels Blutgruppentests und serologischer Gutachten, basieren moderne Tests heute auf der Technik der DNA-Analyse. Diese ist nicht nur wesentlich zuverlässiger sondern auch schneller und ungleich günstiger als andere Verfahren. Es ist also kaum verwunderlich, dass die Zahl jener Labors, die derartige Tests anbieten, rasant ansteigt.

Vaterschaftstests boomen – Artikelübersicht:

Private Vaterschaftstests boomen wie noch nie. Immer mehr Männer ließen per Abstammungsgutachten auf eigene Kosten prüfen, ob ihr Kind auch tatsächlich von ihnen gezeugt wurde, berichten Labors, die solche Untersuchungen durchführen.

Früher war ein Vaterschaftstest – ganz abgesehen von den hohen Kosten – ein aufwändiges Verfahren, dessen Durchführung von der Kindesmutter verweigert werden konnte und erst mittels Gerichtsbeschluss erzwungen werden musste.

Vaterschaftstest im Trend

Seit einiger Zeit wird nun in zahlreichen Talkshows demonstriert, wie problemlos und rasch dieser Test heute durchgeführt werden kann. Und eben diese Talkshows haben auch durch Vaterschaftstests nachgewiesen, dass manch einem arglosen Mann ein Kind untergeschoben wurde.

Millionen Menschen konnten sehen, wenn junge Männer nach einem negativen Testergebnis in Tränen der Erleichterung ausgebrochen sind, Millionen haben aber auch mitverfolgen können, dass via Bildschirm so manche Familie zerbrochen ist, wenn treusorgende Familienväter plötzlich mit einem negativen Testergebnis konfrontiert waren.

Offenbar sind durch diese öffentlichen Demonstrationen peinlicher Eheverfehlungen in vielen Vätern erhebliche Zweifel an Wert und Bestand des eigenen Familienglücks entstanden, denn die Test-Institute können sich seit den ersten Berichten dieser Art vor Aufträgen kaum retten. Auf dem rasant wachsenden Markt beginnen sich private Unternehmen zu etablieren, die solche Dienste zu einem Bruchteil der früheren Kosten anbieten, nicht alle aber seien seriös, warnen Sachverständige.

Analyse: Speichel oder Haarprobe genügen

Moderne Vaterschaftstests werden mittels DNA-Analyse erstellt. Das DNA Profil eines jeden Menschen setzt sich zur Hälfte aus dem der Mutter und zur Hälfte aus dem des Vaters zusammen. Stimmt das DNA Profil des vermeintlichen Vaters nicht mit dem des Kindes überein, kann er exkludiert werden.

Die DNA eines jeden Lebewesens ist unterschiedlich, dies lässt sich an den sogenannten Satelliten-DNA ablesen. Darunter versteht man wiederkehrende Sequenzen in einem großen Teil des Genoms (mehr als neunzig Prozent), deren Funktion für die Entstehung von menschlichem Leben allerdings nicht bekannt ist.

Diese sich wiederholenden Sequenzen unterscheiden sich markant von Individuum zu Individuum. Sie können aus Haaren, Sperma oder Blut isoliert und mit der PCR-Methode (Polymerase-Kettenreaktion) vermehrt werden. Die Sichtbarmachung erfolgt mittels Gelelektrophorese durch Laserdetektion oder Silberfärbung. Mit Hilfe einer Sequenzanalyse werden dann die charakteristischen Strukturen dokumentiert.

Vier Haare mit Haarwurzel reichen bereits für den Test (die Wurzeln sind wichtig, weil daran auch Hautzellen hängen, aus denen sich die DNA gewinnen lässt), es genügt aber auch ein durchgekauter Kaugummi, ein benutzter Schnuller, eine angeleckte Briefmarke, eine Zahnbürste oder eben ein Tropfen Speichel.

Der Nachforschende muss nur angeben, dass er „rechtmäßig“ an die erforderlichen Proben gekommen ist. Diese Angabe reicht und wird von den Testinstituten, welche ohnedies alle rechtlichen Folgen von sich weisen, nicht überprüft.

Sprunghafter Anstieg der Nachfrage

„Nach dem Fall Boris Becker stieg die Nachfrage sprunghaft“, berichtet Angelika Lösch, Geschäftsführerin eines des Wiesbadener ID-Labors. Unter 500 Euro kann man dort einen DNA-Test in Auftrag geben. Schon im zweiten Jahr seines Bestehens suchten rund 3.000 Kunden das Labor auf – fast alles Privatkunden. „Es spricht sich eben herum, dass ein solcher Test möglich und gar nicht teuer ist“, begründet Lösch den Boom.

Die Sorglosigkeit, mit der diese Vaterschaftstests mittlerweile auch über das Internet angeboten werden, ruft aber auch Missbrauch auf den Plan, denn nicht immer ist es der Vater, der seine Zweifel per DNA-Analyse geklärt haben will.

In vielen Fällen sind es die Kinder selbst, oft auch Angehörige, ja sogar neugierige Freunde, die von den leichtfertig gehandhabten Methoden Gebrauch machen und sich die erforderlichen „Proben“ im wahrsten Sinn des Wortes erschleichen. Der Nachforschende muss nicht einmal mehr selbst zum Labor gehen, er kann die Proben einsenden und bekommt das Testergebnis an jede von ihm angegebene Postadresse zugeschickt.

In Deutschland bietet das Roten Kreuz den Test um rund 1.500 Euro (Stand 2008) an und verlangt damit deutlich mehr, dafür beträgt die Sicherheit des Gutachtens „mindestens 99,9 Prozent“, wie seitens des Roten Kreuzes versichert wird. Neben der DNA-Analyse prüfen die Mitarbeiter die Vaterschaft auch mit Hilfe der Blutgruppe und der Blutkörperchen. In Österreich wird dieser Test vom Roten Kreuz (noch) nicht angeboten.

„Konservativ geschätzt kommen in Deutschland pro Jahr etwa 7.000 Kinder zur Welt, die einen anderen Vater haben als vermutet“, berichtete die „Ärzte Zeitung“ (Neu Isenburg) kürzlich. Das Fachblatt berief sich auf zwei britische Studien und rechnete die Zahlen auf Deutschland hoch.


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