Syphilis und Tripper auf dem Vormarsch

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Syphilis und Tripper

Viele Jahre lang ging die Zahl der von den klassischen Geschlechtskrankheiten Tripper und Syphilis Betroffenen stark zurück. Seit das Thema Safer Sex langsam aber sicher aus der öffentlichen Diskussion verschwindet, sind wieder deutlich mehr Erkrankungen zu verzeichnen. Ursula Karnthaler, Expertin für Infektionsvorsorge im Gesundheitsdienst der Stadt Wien, im Interview.

gesund.co.at: Klassische Geschlechtskrankheiten wie die Syphilis sind auf dem Vormarsch. Warum nimmt man dies in der Bevölkerung nicht zur Kenntnis?

Karnthaler: Die klassischen Geschlechtskrankheiten, wie etwa die Syphilis, sind lange Jahre stark zurückgegangen und dadurch aus dem Blickfeld geraten. Der Hauptgrund liegt jedoch darin, dass Themen, die die Lust an der Sexualität nehmen, gerne beiseite geschoben werden.

gesund.co.at: Wenn wir von „klassischen Geschlechtskrankheiten“ sprechen, welche sind hier gemeint?

Karnthaler: Relevant sind vor allem die Syphilis – auch bekannt unter dem Namen Lues – und die Gonorrhoe, auch Tripper genannt. Von der Syphilis, die ja meldepflichtig ist, verfügen wir über Fallzahlmeldungen. Hatten wir in Österreich 1990 noch etwa 200 Erkrankungsfälle – 100 davon in Wien – so stehen wir in den letzten Jahren bereits bei 600 Fällen jährlich in Österreich, bzw. 400 in Wien. Im Jahr 2009 gab es bereits fast so viele gemeldete Syphilis-Erkrankungen wie Tripper-Infektionen, was ausgesprochen ungewöhnlich ist.

gesund.co.at: Wie entwickeln sich die Infektionszahlen für den ebenfalls meldepflichtigen Tripper?

Karnthaler: Nachdem im Jahr 1990 in Wien rund 1.000 Fälle zu verzeichnen waren, ging die Zahl bis 1998 auf rund 280 zurück. Seit damals werden die Gonorrhoe-Fälle wieder mehr – 2010 landeten wir erneut bei etwa 1.000 Meldungen.

gesund.co.at: Was ist der Grund für den rasanten Anstieg von Tripper und Syphilis?

Karnthaler: In jener Zeit, als HIV als Ursache für AIDS entdeckt wurde, wurde das Thema „Safer Sex“ und die Verwendung von Kondomen sehr breit thematisiert und ernst genommen. Heutzutage gilt HIV als behandelbar, dies hat zu einem Rückgang der Verwendung von Kondomen geführt und damit das Risiko wieder erhöht.

gesund.co.at: Welche Übertragungsmöglichkeiten für die klassischen Geschlechtskrankheiten gibt es?

Karnthaler: Bei den klassischen Geschlechtskrankheiten ist es tatsächlich fast ausschließlich der Geschlechtsverkehr, der zur Infektion führt. Daher ist der Schutz durch Kondome auch so wichtig. Andere sexuell übertragbare Erkrankungen wie HIV, Hepatitis B oder C werden auch über Blut oder mit Blut verunreinigten Gegenständen übertragen. Dies kann etwa gebrauchtes Injektionsbesteck im Rahmen des Drogenkonsums sein, aber auch, wie bei Hepatitis B, versehentliches gemeinsames Benützen von Zahnbürsten, Rasierklingen etc.

gesund.co.at: Bei welchen Symptomen sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen?

Karnthaler: Bei folgenden Symptomen soll man auf jeden Fall zum Arzt gehen: Vaginalausfluss, kleine Bläschen oder Geschwüre im Genitalbereich, Brennen, Jucken, aber auch geschwollene Lymphknoten in den Leisten. Viele Geschlechtskrankheiten, vor allem die Lues, können aber auch in einem zweiten Stadium verschiedene Hautausschläge bewirken, auch das soll man abklären
lassen.

Syphilis, Lues, Geschlechtskrankheiten

Einige Erkrankungen verlaufen übrigens nahezu ohne Symptome oder verursachen Geschwüre an einer Stelle, die nicht einsehbar ist. Am besten ist: Immer dann, wenn ich Sorge habe, ich könnte mich infiziert haben, sollte ich einen Arzt aufsuchen, auch wenn sich keine offensichtlichen Symptome zeigen.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com

Linktipps

– Geschlechtskrankheiten | Krankheitslexikon
– Candida albicans – Verursacher von Genitalmykosen & Co.
– Gesundheitspodcast | Geschlechtskrankheiten
– Infektionsrisiko bei Oralsex – AIDS, Hepatitis, HPV?
– syphilis.at

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