Das Sexualverhalten der Österreicher

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Sexualverhalten Österreich

Von einem erfüllten Sexualleben können viele Österreicher und Österreicherinnen nur träumen: Nur jeder Zweite ist mit seinem Sexualleben rundum zufrieden. Neben Stress und Alltagssorgen tragen häufig auch Potenzprobleme bei Männern zur mangelnden Erfüllung im Sexualleben bei. So leidet etwa jeder zehnte Mann unter Erektiler Dysfunktion. Moderne Potenzmittel können heute zwar fast allen Betroffenen helfen, doch Aufklärung tut Not.


Das Sexualverhalten der Österreicher – Artikelübersicht:

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass ein erfülltes Sexualleben von maßgeblicher Bedeutung für das körperliche und seelische Gleichgewicht des Menschen ist. Ein befriedigendes Sexualleben bringt Entspannung für Körper, Geist und Seele. Jedoch sind nur 53,9 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen mit ihrem Sexualleben zufrieden, wie eine Auswertung eines Fragebogens der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung ergeben hat.

Sex -im Großen und Ganzen ist Österreich zufrieden

64,5 Prozent der Männer und 45,3 Prozent der Frauen gaben an, mit ihrem Sexualleben zufrieden zu sein, 6,9 Prozent der Männer und 3,4 Prozent der Frauen sind dagegen mit ihrem Sexualleben explizit nicht zufrieden. Mit zunehmender Altersgruppe sinkt der Anteil der Menschen, die mit ihrem Sexualleben zufrieden sind – so sind das in der Gruppe der unter 30-Jährigen noch 80 Prozent, in der Gruppe der 70 bis 79,9-Jährigen jedoch nur noch 20,9 Prozent. Mit ihrer Rolle als Mann oder Frau fühlen sich hingegen die meisten Österreicher wohl: 87,7 Prozent der Männer und 85,9 Prozent der Frauen genießen es, Mann bzw. Frau zu sein.

38,1 Prozent der Österreicherinnen haben fast immer einen befriedigenden Geschlechtsverkehr, 4,5 Prozent dagegen selten. Mit zunehmendem Alter sinkt auch hier der Anteil der Patientinnen, die angaben, fast immer einen befriedigenden Geschlechtsverkehr zu haben. So erleben 69 Prozent der Frauen unter 30 Jahren fast immer einen befriedigenden Geschlechtsverkehr, jedoch nur sechs Prozent der 70 bis 79,9-Jährigen. 34,3 Prozent der Frauen haben fast immer einen Orgasmus, 9,3 Prozent dagegen selten. Bei den Männern erleben immerhin 66,7 Prozent fast immer einen Orgasmus, und nur 3,8 Prozent selten. 5,6 Prozent der Österreicher gaben an, geringes sexuelles Interesse zu haben, jedoch 10,9 Prozent der Österreicherinnen.

Hausärztin/Hausarzt sind auch Ansprechpartner bei Sexualproblemen

Sexuelle Störungen sind häufig organisch bedingt, es können aber auch Partnerschaftskonflikte, Alltagsprobleme, persönliche Probleme oder Stress die Ursache sein. 18,3 Prozent der Patienten lassen sich bei Sexualproblemen von ihrem Hausarzt beraten, 6,4 Prozent lassen sich von diesem auch behandeln. Der Anteil der Männer, die sich vom Allgemeinmediziner bei einem Sexualproblem beraten oder behandeln lassen, ist bei Männern wesentlich höher als bei Frauen.

Hausärzte haben einen hohen Stellenwert bei der Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen, da Erektionsstörungen das erste Symptom eines unbekannten Diabetes, Bluthochdruck oder Herzerkrankung sein können. Deshalb sollten Hausärzte Patienten nach sexuellen Funktionsstörungen fragen, um den Patienten rasch an eine kompetente Stelle weiterleiten, aber insbesondere um frühzeitig etwaige andere Erkrankungen erkennen zu können.

Jeder zehnte Mann leidet unter Erektiler Dysfunktion

Männliche Erektionsstörungen treten mit zunehmendem Alter verstärkt auf. In Österreich haben 9,8 Prozent der Männer Schwierigkeiten mit der Fähigkeit eine Erektion zu bekommen und zu halten, in der Altersgruppe der 60 bis 69,9-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 23,7 Prozent.

„Von der Dunkelziffer von ca. 800.000 betroffenen Österreichern suchen nur ca. zehn bis 20 Prozent eine Therapie“, weiß der Urologe Univ.-Doz. Dr. Eugen Plas, Vorsitzender des Arbeitskreises für Andrologie und sexuelle Funktionsstörungen der Österreichischen Gesellschaft für Urologie. Die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Erektion ist ein komplexer Vorgang.

Der Ablauf kann an vielen Stellen gestört sein, meist gibt es dafür viele Faktoren, die zusammenspielen: organische und psychische Ursachen, aber auch das Alter, Stress, Übergewicht, Bluthochdruck, übermäßiger Alkoholkonsum, erhöhte Blutfette, Bewegungsmangel oder Rauchen können die Erektionsfähigkeit des Mannes negativ beeinflussen. Die Erektile Dysfunktion, umgangssprachlich – fälschlich – als Impotenz bezeichnet, kann auch ein Alarmsignal für andere organische Krankheiten wie beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, etc. sein.

Die Erektile Dysfunktion wird vielfach verschwiegen, viele Männer versuchen allein mit dem Problem zurechtzukommen, so dass nur ein gewisser Teil der betroffenen Männer eine Behandlung erhalten. „Für manche Männer ist es aufgrund ihres Alters oder einer schon sehr lange bestehenden Partnerschaft nicht mehr wichtig eine Erektion zu haben, sie nehmen es als gegeben hin und sehen dabei auch keinen Verlust. Viele Patienten suchen erst nach einem Jahr einen Arzt auf“, so Plas.

Jedoch sollten Erektionsstörungen unabhängig von der Ursache und vom Alter möglichst rasch behandelt werden, da sie auch Versagensängste schüren und Probleme in der Partnerschaft heraufbeschwören können. Der Besuch beim Arzt und das Ansprechen der sexuellen Probleme sind deshalb besonders wichtig. Gerade jüngere Männer, die aufgrund von Stress und hohen Belastungen Schwierigkeiten bei der Erektion haben, trauen sich heute eher professionelle Hilfe zu suchen.

Exkurs: Erektile Dysfunktion ist ein gut behandelbares Leiden

Zunächst sollte an die Behandlung allfälliger Ursachen wie Diabetes oder Bluthochdruck gedacht werden sowie das Gewicht reduziert, Stress abgebaut oder auf Zigaretten verzichtet werden. Zumeist führt die alleinige Änderung des Lebensstiles nicht zur Behebung des Problems, weshalb verschiedene Therapiemöglichkeiten bestehen.

Moderne Potenzmittel bieten eine wirkungsvolle Therapie und können Männern und deren Partnerinnen oder Partnern in vielen Fällen wieder zu einem zufriedenen Sexualleben verhelfen. Die Medikamente haben die Behandlung der erektilen Dysfunktion revolutioniert. Die Handhabung ist sehr angenehm, da die Tabletten bei Bedarf eingenommen werden können. Falls diese Therapien nicht helfen oder Gegenanzeigen für diese Medikamente bestehen, können auch Schwellkörperinjektionstherapien oder Vakuumpumpen verwendet werden, um eine zufrieden stellende Erektion zu erzielen.

Mit der Behandlung mit Potenzpillen sollte möglichst früh begonnen werden, da die Ansprechrate höher ist, je geringer die Erektile Dysfunktion ausgeprägt ist. Studien konnten belegen, dass über 80 Prozent der Männer mit Potenzstörungen nach Einnahme von PDE5-Hemmern wieder Geschlechtsverkehr haben konnten. Die Wirkstoffe der PDE5-Hemmer blockieren das Enzym Phosphodiesterase (PDE) im Penis. Dieser Botenstoff bewirkt eine Erschlaffung der glatten Gefäßmuskulatur im Schwellkörper des Penis.

Durch die Einnahme kommt es zu einem vermehrten Bluteinstrom in den Penis, wodurch wieder eine Erektion möglich wird. Die Wirkung tritt ungefähr 30 Minuten nach der Einnahme ein und hält je nach Wirkstoff fünf bis 24 Stunden an. Das bedeutet jedoch nicht, dass über diese Zeitspanne eine Gliedversteifung besteht, denn Voraussetzung für die Erektion ist nach wie vor die sexuelle Stimulation. „Potenzpillen wirken sehr gut, jedoch müssen sie vom Arzt verordnet werden, da es auch Kontraindikationen zur Einnahme dieser Medikamente gibt“, so Plas.

Frauen leiden unter Menstruationsbeschwerden und Hitzewallungen

Zu den häufigsten gynäkologischen Beschwerden bei Frauen zählen Schmerzen vor oder während der Menstruation, unter denen 14,3 Prozent der Österreicherinnen leiden. 11,3 Prozent haben mit Hitzewallungen zu kämpfen, vorwiegend in der Altersgruppe der 50 bis 59,9-Jährigen (27,5 Prozent). Frauen derselben Altersgruppe leiden ebenfalls am häufigsten unter einer zu trockenen Scheide (14,7 Prozent).

Weitere Beschwerden bei Frauen sind ungewöhnlicher Ausfluss (1,6 Prozent), Zwischenblutungen oder Blutungen nach den Wechseljahren (1,4 Prozent) sowie Blutungen beim Geschlechtsverkehr (0,2 Prozent). 3,4 Prozent der Österreicherinnen nehmen Hormonpräparate zur Therapie ein, der höchste Anteil davon liegt mit 10,8 Prozent bei den 50 bis 59,9-Jährigen. 48,3 Prozent der unter 30-Jährigen Frauen sowie 34,6 Prozent der 30 bis 39,9-Jährigen Frauen nehmen die Pille zur Empfängnisverhütung ein.


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