Lustlosigkeit nach Herzinfarkt

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Lustlosigkeit nach Herzinfarkt

(K)ein ganzer Kerl nach Herzinfarkt?! Man(n) kann das Thema nicht wegzudiskutieren, Sex hat einen hohen Stellenwert und spielt im Leben des Mannes eine zentrale Rolle.

Egal, ob dieser ein jugendlicher Heißsporn oder schon älteren Semesters ist. Solange er gesund ist – no problem – er tut es, wenn er Lust und Gelegenheit dazu hat. Doch was, wenn plötzlich durch eine Krankheit, beispielsweise durch einen Herzinfarkt, die Lust an der Lust fehlt? Dann tun Männer häufig das, was die meisten am besten können: sie schweigen.

„In der täglichen Praxis erleben wir es häufig, dass Männer nach einem überstandenen Herzinfarkt verunsichert sind, was sie im Alltag und Berufsleben noch leisten können oder dürfen. Aus welchen Gründen auch immer schweigen sie, vor allem, wenn es in diesem Zusammenhang um Fragen rund um die Funktion der eigenen Männlichkeit geht“, weiß Prof. Dr. Georg V. Sabin, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Elisabeth-Krankenhauses Essen zu berichten.

„Häufig fragen sich Herzinfarktpatienten, ob sie überhaupt noch Sex haben können oder dürfen, ob es zu einem neuen Infarkt kommen kann und welchen Einfluss die Herzmedikamente auf die Libido und Potenz haben. Dabei kann ein offenes Gespräch mit dem Kardiologen Unklarheiten beseitigen und Sicherheit geben.

Die vielfältigen Folgen eines Herzinfarkts

Nach einem therapierten und überstandenen Herzinfarkt bestehen verständlicherweise Ängste, dass die erhöhte Herzschlagfrequenz und die körperliche Anstrengung beim Sex dem Heilungsprozess schaden oder einen neuen Infarkt auslösen könnten. Dies kommt jedoch nur in besonders schwerwiegenden Fällen vor.

Die körperliche Anstrengung ist nicht belastender, als wenn man in normalem Tempo einige Stockwerke hoch steigt, mit dem Fahrrad auf ebener Strecke fährt oder einen schnellen Spaziergang macht.“

Wichtig ist: Wer ohne größere Anstrengungen, ohne Atem- oder Herzbeschwerden und Herzklopfen laufen und Treppen steigen kann, für den ist sexuelle Aktivität kein Problem. Dennoch reduzieren viele Männer, nach dem sie sich von einem überstandenen Herzinfarkt erholt haben, ihre sexuellen Tätigkeiten oder stellen ihr Liebesleben komplett ein.

Bei einigen Männer führen diese Ängste obendrein zu Erektionsproblemen. Oftmals sind auch die Partnerinnen mit verunsichert. Aus Angst, einen weiteren Herzinfarkt zu forcieren, stellen beide ihre Bedürfnisse zurück. „Das muss nicht sein,“ erläutert Prof. Dr. Sabin.

„Es kommt aber auch nicht von ungefähr: Diverse Irrtümer kursieren um das Thema Herzerkrankungen und Sexualität und zahlreiche Halbwahrheiten sorgen zusätzlich für eine allgemeine männliche Verunsicherung. Zwei Beispiele: Sex ist nicht die Ursache für Herzkrankheiten, wie oftmals fälschlicherweise angenommen wird. Falsch ist auch, dass die Anstrengungen während des Akts denen eines Hochleistungssportlers bei der Ausübung seines Sports gleichen. Und, es darf nicht vergessen werden, die Patienten haben durch den Herzinfarkt eine lebensbedrohliche Situation erlebt, und sind bei allen Tätigkeiten vorsichtiger geworden, um keinen erneuten Herzinfarkt zu provozieren.“

Natürlich gibt es Erkrankungen am Herzen, die einen vorübergehenden oder gänzlichen Verzicht bzw. sexuelle Zurückhaltung erforderlich machen. Daher sollte jeder, der nach einem Herzinfarkt oder einer koronaren Herzerkrankung unsicher ist, was er darf oder nicht, seine Befangenheit ablegen und mit seinem Kardiologen sprechen.

Gut zu wissen: Erektionsprobleme können frühzeitig vor Herzinfarkt warnen

Durch die beschriebenen Ängste und Unsicherheiten können in Einzelfällen nach einem Infarkt Erektionsprobleme auftreten. Andererseits können genau diese Probleme ohne vorherige Herzerkrankungen aber auch Vorboten von Gefäßerkrankungen und im Extremfall Hinweis auf einen bevorstehenden Infarkt sein. „Stress, Übergewicht, Nikotinsucht, Alkoholabhängigkeit, unbehandelter Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Bewegungsmangel und Diabetes mellitus sind alles Faktoren, die sich negativ auf die Durchblutung auswirken und eine mangelnde Gefäßversorgung zur Folge haben,“ so der Kardiologe aus Essen.

„Letztendlich kann dies zu einem Herzinfarkt führen. Da eine Erektion ein diffiziler Vorgang ist, der u.a. abhängig von einer ausreichenden Gefäßversorgung ist, kann sich eine Mangeldurchblutung bereits frühzeitig als Erektionsstörung zeigen. Nach Ausschluss einer organischen oder psychischen Ursache sollte immer auch an eine kardiale Erkrankung gedacht werden und neben dem Urologen der Kardiologe aufgesucht werden. Es sei aber gesagt: Nicht jeder Erektionsstörung folgt ein Herzinfarkt. Manchmal ist es einfach nur der Stress, der für den Leistungsknick verantwortlich ist.“

Quelle: EKE – Elisabeth Krankenhaus Essen

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com

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