Gewalt in der Partnerschaft

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Gewalt in der Partnerschaft

Partner in gewalttätigen Beziehungen finden sich zumeist nicht einfach so durch Zufall. In solchen Beziehungen tanzen zwei Partner einen tragisch-magischen Tanz, dessen Tanzschritte beide bereits in ihrer Kindheit gelernt haben.

Es handelt sich oftmals um eine unbewusste Anziehung zwischen einem Mann, dem schon früh beigebracht wurde, Frauen nicht zu achten, und einer Frau, die als Mädchen schon lernte, dass sie keine Achtung verdient. Beziehungsmuster, aus dem es kein schnelles Entrinnen gibt bzw. dieses selten ohne therapeutische Hilfe gelingt.

Gewalt an der Frau in heterosexuellen Partnerschaften

Therapie ist meist jahrelange Arbeit, und Frau muss sich erst selbst genug lieben, um dem Schmerz ein Ende zu setzen und aus der Gewaltspirale auszusteigen. Diese Spirale beginnt meist „harmlos“, mit

Phase 1 – Eifersucht, Isolation, Kontrolle

Die Frau fühlt sich anfangs genau dadurch noch geschmeichelt, besonders begehrt, geliebt, wichtig – und ist plötzlich „mittendrin“. Endlich mal ein Mann, der scheinbar keine Angst vor zuviel Nähe hat, sich nicht erdrückt fühlt, im Gegenteil. Er wünscht sich nichts mehr als geliebt zu werden, und genau das auf Schritt und Tritt demonstriert zu bekommen.

Auch, oder gerade, wenn es der Situation oder Stimmung ganz und gar nicht entspricht. Und das wird ganz schön anstrengend! Wenn da nicht immer wieder diese phasenweise Weichheit wäre … wenn Dr. Jekyll sanfte Liebesworte säuselt.

Er hat grundsätzlich keine Freunde, gestattet auch ihr bald schon kaum noch Kontakte, besonders nicht zu Männern. Er fühlt sich ganz schnell ausgegrenzt. Sie darf ihn um Himmels Willen nicht links liegen lassen. Er reagiert darauf äußerst empfindlich. Eine andere Meinung als er sollte sie auch besser nicht haben. Auch nichts besser können als er. Das ist ein Drama. Doch er ist ein perfekter Schauspieler – er hat zwei Gesichter, und eines davon ist äußerst charmant.

Phase 2

Er beginnt, sie ständig zu kritisieren, sie zu verspotten, ihre Worte zu sezieren, ihr Äußeres zu bemängeln, sie auf jede erdenkliche Art kleinzumachen – bis sie sich selbst nicht mehr leiden kann. Ihr Selbstwertgefühl wird erschüttert und ihre Abhängigkeit verstärkt sich dadurch.

Sie will aber seine „anfängliche“ Liebe zurückhaben, um jeden Preis. Sie verbiegt sich, und je mehr sie sich verbiegt, umso weniger respektiert er sie. Seine weiche Seite ist in der Versenkung verschwunden. Sie hat ihren Zweck erfüllt. Er ist nur noch Mr. Hyde. Die bisher gewohnte Belohnung nach dem Schmerz, in Form von Streicheleinheiten, entfällt plötzlich und die Frau ist verwirrt.

Phase 3

Beginnt mit der ersten Ohrfeige aus irgendeinem absurden Grund. Wenn sie ihn nicht spätestens jetzt sofort verlässt, wird sie eine zweite und eine dritte Ohrfeige einfangen und dann, und das ist so gut wie sicher, unzählige, immer heftigere und immer schneller aufeinanderfolgende Prügel erleiden. Und ist die Schwelle von „normaler“ zu brutalster Gewalt erst einmal überschritten, hält er sich erst recht nicht mehr zurück. Die Anlässe für seine Misshandlungen sind wahllos austauschbar.

Phase 4

Doch dann hat er so viele Rechtfertigungen für sein Tun – und wenn er selbst keine hat, dann hat sie welche für ihn, weil sie lieber blind sein möchte. Und dann hat er ja noch seine Tränen und sein tiefes Mitleid – mit sich selbst. Wirkliche Reue scheint ihm fremd. Wenn es unbedingt sein muss, macht er sie wieder „groß“ – bis sie ihm verzeiht. Und sie verzeiht ihm, immer und immer wieder – und das weiß er und dann kann er sie ja wieder kleinprügeln.

Warum, um Himmels Willen, dreht sie sich nicht einfach um und geht? Anfang der 60er-Jahre wurden bedeutende Forschungsarbeiten geleistet, die Aufschluss über die Gründe für den Verlust des Selbstschutzinstinktes bei Frauen liefern. Anhand von Tierversuchen, u. a. mit Hunden, sollte wissenschaftlich untersucht werden, wie sich der Fluchtinstinkt eines Lebewesens bemerkbar macht.

Bei einem Experiment wurde die rechte Hälfte des Fußbodens eines geräumigen Käfigs elektrisch geladen, so dass der im Käfig gefangene Hund einen leichten Elektroschock erhielt, sobald er die rechte Seite des Käfigs betrat. Der Hund lernte sehr schnell, sich nur in der linken Käfighälfte aufzuhalten. (Dr.Jekyll – Mr. Hyde – auch er sperrt die Frau in genau solch einen Käfig. Auf der einen Seite bekommt sie, zumindest am Anfang noch, lauter leckere Bröckchen, auf der anderen Seite Stromstöße … )

Als nächstes wurden die Stromkabel auf die linke Seite verlegt, während die rechte Hälfte freiblieb. Wieder passte der Hund sich rasch an die veränderten Umstände an und hielt sich nur noch auf der rechten Käfigseite auf.

Dann aber wurde der gesamte Käfigboden verkabelt, so dass der Hund in unregelmäßigen Abständen Schocks erhielt, ganz gleich, wo er hintrat oder sich hinlegte. Zuerst zeigte der Hund sich verwirrt, dann geriet er in Panik. Am Ende gab der Hund auf und erduldete die Schocks, wann und wo sie ihn trafen, ohne je wieder zu versuchen, ihnen zu entkommen oder sie durch Geschicklichkeit zu vermeiden.

Aber damit war die Studie noch nicht beendet. Als nächstes wurde die Tür des Käfigs geöffnet, in der Erwartung, dass der Hund sofort herauslaufen würde. Aber er blieb liegen und ließ die unberechenbaren Elektroschocks weiterhin über sich ergehen. Daraus schlossen die beteiligten Wissenschaftler, dass ein Lebewesen sich an Gewalttätigkeiten gewöhnen und soweit anpassen kann, dass es seinen natürlichen Fluchtinstinkt nahezu vollauf verliert.

Diese (meist bereits in der Kindheit) angelernte Hilflosigkeit führt zu einer Gewöhnung an das tagtägliche Entsetzen – Normalisierung des Abnormen.

Doch auch wenn eine Befreiung gelingt, haben die meisten Frauen mindestens 6 Anläufe hinter sich, bevor sie es endgültig schaffen, auszubrechen. Dem muss eine Entwicklung vorausgehen, ein verändertes Denken.

Gewalt gegen Männer in heterosexuellen Partnerschaften

Natürlich soll nicht verschwiegen werden, dass es durchaus auch gewalttätige Frauen gibt, die ihre Partner körperlich misshandeln. Dass es sich hier um ein besonders großes Tabu handelt, versteht sich beinahe von selbst. Tiefe Scham und Angst, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, verschließt den Männern in der Regel den Mund. Lieber würden die meisten sterben, als „darüber“ zu reden.

Das Thema „Gewalt gegen Männer“ ist trotz der mittlerweile erdrückenden empirischen Datenlage noch immer ein Glaubensthema ist, ein Spielball politischer und ideologischer Interessen. Deshalb entzeiht sich das Thema entzieht nach wie vor einer angemessenen wissenschaftlichen Bearbeitung und gesellschaftlichen Aufarbeitung.

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Quellen:

¹ Gewalt in heterosexuellen Partnerschaften (Dobash R.P., Dobash R.E. in Internationales Handbuch der Gewaltforschung; 2002)
² Gewalt in Beziehungen – Beratungsstellen
³ Gewalt in Partnerschaften im Hell-und Dunkelfeld. Zur empirischen Relevanz der Gewalt gegen Männer (Jürgen Gemünden, Otto-von-Freising-Tagungen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt; 2002)

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com

Linktipps

– Mobbing
– Eifersucht
– White Ribbon Österreich

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