Beschneidung (Zirkumzision): Ein umfassender Überblick

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Beschneidung (Zirkumzision)

Fotocredit: AdobeStock

Die Beschneidung, auch Zirkumzision genannt, bezeichnet die teilweise oder vollständige Entfernung der Vorhaut des Penis.

Der Eingriff kann aus religiösen, kulturellen oder medizinischen Gründen durchgeführt werden.

Beschneidung (Zirkumzision) – Artikelübersicht:

Während die Beschneidung in vielen Teilen der Welt eine lange Tradition hat, wird sie in anderen Ländern kontrovers diskutiert.

Einleitung

Historisch betrachtet reicht die Praxis der Beschneidung Tausende von Jahren zurück. Sie wird im Judentum und Islam als religiöses Ritual praktiziert und findet sich auch in afrikanischen und indigenen Kulturen. In westlichen Ländern wird die Beschneidung häufig aus medizinischen oder hygienischen Gründen vorgenommen.

Die Debatte um die Beschneidung umfasst medizinische, ethische und rechtliche Aspekte. Während einige Studien gesundheitliche Vorteile der Beschneidung hervorheben, gibt es auch Bedenken hinsichtlich möglicher Risiken und Auswirkungen auf die Sexualität.

Medizinische Gründe für eine Beschneidung

Phimose (Vorhautverengung)

Eine medizinische Indikation für die Beschneidung ist die Phimose, eine Verengung der Vorhaut, die das Zurückziehen über die Eichel erschwert oder unmöglich macht. Dies kann zu Schmerzen, Entzündungen und wiederkehrenden Infektionen führen.

Primäre Phimose: Angeborene Vorhautverengung, die sich oft bis zur Pubertät von selbst löst.

Sekundäre Phimose: Entwickelt sich durch Narbenbildung nach Entzündungen oder Infektionen.

Wenn konservative Behandlungen wie Salben oder Dehnübungen nicht helfen, kann eine Beschneidung notwendig sein.

Weitere medizinische Indikationen

Neben der Phimose gibt es andere medizinische Gründe für eine Beschneidung:

  • Balanitis und Balanoposthitis: Wiederkehrende Entzündungen der Eichel und der Vorhaut.
  • Paraphimose: Eine Notfallsituation, bei der die zurückgezogene Vorhaut nicht in ihre ursprüngliche Position zurückgebracht werden kann.
  • Lichen sclerosus: Eine chronische Hautkrankheit, die zu Vernarbungen und Verengungen führt.
  • Harnwegsinfektionen (bei Kleinkindern): Studien zeigen, dass beschnittene Jungen ein geringeres Risiko für Harnwegsinfektionen haben.

Der Eingriff

Verschiedene Operationsverfahren

Es gibt verschiedene Techniken zur Durchführung einer Beschneidung:

Freihand-Technik: Der Chirurg entfernt die Vorhaut mit einem Skalpell oder Laser und vernäht die Wunde.

Plastibell-Methode: Eine kleine Plastikglocke wird über die Eichel gelegt und die Vorhaut mit einem Faden abgebunden. Nach einigen Tagen fällt die abgestorbene Vorhaut von selbst ab.

Gomco-Klemme oder Mogen-Klemme: Geräte, die die Vorhaut abklemmen und dann abgeschnitten wird.

Ablauf der Operation

Der Eingriff dauert in der Regel 20 bis 30 Minuten und kann ambulant durchgeführt werden.

Vorbereitung: Desinfektion und Betäubung (lokal oder Vollnarkose).

Operation: Die Vorhaut wird entfernt, eventuell genäht oder mit Klammern verschlossen.

Nachsorge: Verband, Schmerzmanagement und Hygieneanweisungen.

Lokale vs. Vollnarkose

Bei Neugeborenen: Meist lokale Betäubung oder eine betäubende Creme.

Bei älteren Kindern und Erwachsenen:
Häufig Vollnarkose oder eine regionale Betäubung (z. B. Peniswurzel-Blockade).

Vor- und Nachteile der Beschneidung

Vorteile

Verbesserte Hygiene

Die Entfernung der Vorhaut kann die Reinigung erleichtern und das Risiko für Infektionen verringern.

Verringertes Risiko für Infektionen

Studien zeigen, dass beschnittene Männer ein geringeres Risiko für:

– Harnwegsinfektionen
– Balanitis (Entzündung der Eichel)
– HIV-Infektion (laut WHO und CDC)
– Humane Papillomaviren (HPV) und damit verbundenen Gebärmutterhalskrebs bei Frauen haben.

Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten

Beschnittene Männer haben laut einigen Studien ein reduziertes Risiko für HIV, Herpes und HPV-Infektionen.

Nachteile

Mögliche Komplikationen

Obwohl die Komplikationsrate gering ist, sind mögliche Nebenwirkungen:

– Blutungen
– Infektionen
– Narbenbildung
– Seltene Fälle von übermäßiger oder unzureichender Entfernung der Vorhaut

Mögliche Auswirkungen auf die Sensibilität

Die Eichel wird durch die Entfernung der schützenden Vorhaut dauerhaft freigelegt, was zu einer Reduktion der Empfindlichkeit führen kann. Studien hierzu sind jedoch widersprüchlich.

Auswirkungen auf die Sexualität

Einfluss auf das sexuelle Empfinden

Während einige Männer berichten, dass sich das sexuelle Empfinden verringert, zeigen andere Studien keinen Unterschied oder sogar eine Verbesserung.

Mögliche Auswirkungen auf den Partner/die Partnerin

Einige Studien deuten darauf hin, dass beschnittene Männer länger beim Geschlechtsverkehr durchhalten, was von Partnerinnen als positiv empfunden wird.

Pflege und Heilungsprozess

Nach der Beschneidung ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig:

Direkt nach der OP: Verband regelmäßig wechseln, Wunde sauber halten.
Schmerzmanagement: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol.
Heilungsverlauf: Meist innerhalb von 7 bis 10 Tagen abgeschlossen.

Es gilt zudem: kein Geschlechtsverkehr oder Masturbation für 4–6 Wochen.

Ethische und rechtliche Aspekte

Beschneidung bei Minderjährigen

Die Beschneidung von Jungen ist ethisch umstritten, da das Kind nicht selbst entscheiden kann. Kritiker sprechen von einem Eingriff in die körperliche Unversehrtheit.

Gesetzliche Lage

Österreich:

Medizinisch indizierte Beschneidungen sind uneingeschränkt erlaubt.

Religiöse/kulturelle Beschneidungen sind zulässig, aber nur, wenn sie fachgerecht und unter Wahrung des Kindeswohls durchgeführt werden.

Ab 14 Jahren kann ein Jugendlicher selbst über eine Beschneidung entscheiden.

Eltern können für eine Beschneidung verantwortlich gemacht werden, wenn sie das Kindeswohl gefährdet.

Falls Komplikationen auftreten, können Eltern oder der durchführende Arzt haftbar gemacht werden.

Strittige Fälle landen gelegentlich vor Gericht, insbesondere wenn es um das Sorgerecht geschiedener Eltern geht, bei denen ein Elternteil gegen die Beschneidung ist.

Deutschland: Ähnlich wie in Österreich, erlaubt unter bestimmten Bedingungen, geregelt im Bürgerlichen Gesetzbuch (§ 1631d BGB).

USA: Häufig durchgeführt, aber keine gesetzliche Verpflichtung.

Skandinavien: Kritisch betrachtet, in Island wurde über ein Verbot diskutiert.

Psychologische Aspekte

Mögliche psychische Folgen

Einige Männer empfinden die Beschneidung als Verlust oder Trauma, insbesondere wenn sie nicht freiwillig erfolgte.

Andere erleben Erleichterung oder Zufriedenheit, besonders bei medizinischer Indikation.

Bedeutung für Körperbild und Selbstwahrnehmung

Das Vorhandensein oder Fehlen der Vorhaut kann die eigene Wahrnehmung der Männlichkeit beeinflussen. In Kulturen, in denen Beschneidung üblich ist, kann das Unbeschnitten-Sein als ungewohnt empfunden werden.

Fazit

Die Beschneidung ist ein medizinischer Eingriff mit Vor- und Nachteilen. Während sie gesundheitliche Vorteile bieten kann, sollten auch mögliche Risiken berücksichtigt werden. Eine individuelle Entscheidung ist wichtig, basierend auf medizinischen, kulturellen und persönlichen Faktoren.

Jeder, der eine Beschneidung in Betracht zieht – sei es für sich selbst oder für sein Kind – sollte sich gut informieren und ärztlichen Rat einholen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

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Quellen:

¹ https://www.uro.at/patienten-informationen/patienten-ratgeber/42-beschneidung-beim-mann-zirkumzision.html
² https://www.swr.de/swrkultur/wissen/medizinische-beschneidung-von-jungen-muss-die-vorhaut-wirklich-weg-104.html

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com

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