Wenn Frauen Schmerzen beim Sex haben

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Schmerzen beim Sex

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Sex mit dem Partner erleben viele Frauen als sehr schmerzhaft. Die Ursachen dafür sind mannigfaltig und können seelischer und körperlicher Natur sein.

Wenn Frauen Schmerzen beim Sex haben spricht man allgemein von Dyspareunie. Darunter versteht man Schmerzen während der versuchten oder vollzogenen vaginalen Penetration.

Schmerzen beim Sex – Artikelübersicht:

Dyspareunie kann auch zu andauernden sexuellen Schwierigkeiten führen, wie z.B. Mangel an sexuellem Verlangen und Erregung und hat damit selbstverständlich das Potential Probleme in sexuellen Beziehungen zu verursachen.

Sie kann erhebliche Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit haben. Dies kann in Folge zu Depressionen, Angstzuständen, übermäßiger Wachsamkeit gegenüber Schmerzen, einem negativen Körperbild und einem geringen Selbstwertgefühl führen. Daher ist eine schnelle Diagnose und Behandlung entscheidend, um diese Störung anzugehen.

Die Diagnose wird klinisch und aufgrund einer gynäkologischen Untersuchung gestellt. Werden körperliche Ursachen ausgeschlossen, ist eine psychologische oder sexualmedizinische Diagnostik erforderlich.

Ausgangslage

Im Lauf ihres Lebens sind über 50 % aller Frauen von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr betroffen. Bei Frauen nach den Wechseljahren beträgt die Häufigkeit zwischen 10 und 20 Prozent.

Nicht nur die Ursachen sind vielfältig, auch die Intensität ist unterschiedlich ausgeprägt. Sie reicht von oberflächliche Schmerzen bis hin zu tiefe Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Vaginismus.

Unter Vaginismus versteht man anhaltende oder wiederkehrende Schwierigkeiten bei der vaginalen Penetration mit dem Penis, Finger oder anderen Objekten (z. B. Dildo oder auch Tampon). Es kommt zu einer krampfartigen Verengung der Scheidenöffnung (Introitus) beim Versuch, in die Vagina teilweise oder komplett einzudringen.

Vaginismus kann trotz des Fehlens von strukturellen oder anderen körperlichen Anomalien und des von der Frau ausdrücklich bestätigten Wunsches nach Penetration auftreten.

Sexuelle Gesundheit wichtig für Wohlbefinden

Der allgemeine Gesundheitszustand von Menschen ist eng verbunden mit ihrer sexuellen Aktivität und sexuellen Zufriedenheit. Dies ist auch wisenschaftlich belegt.

Für die Studie „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ (GeSiD) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wurden zwischen Oktober 2018 und September 2019 insgesamt 4955 Erwachsene im Alter von 18 bis 75 Jahren umfassend zu sexualbezogenen Themen befragt.

Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 46,3 Jahren. Mit den Themenbereichen sexuelles Verhalten, Einstellungen zur Sexualität, Liebe und Partnerschaft, sexuelle Lust und Zufriedenheit, Schwangerschaft, sexuelle Funktionsstörungen, sexuell übertragbare Infektionen (STI) und Erfahrungen mit sexueller Gewalt deckte der GeSiD-Fragebogen ein breites Spektrum sexualitätsbezogener Fragestellungen ab.

Beschreiben Befragte den eigenen Gesundheitszustand als „mittelmäßig“ oder „schlecht“, so reduziert sich die Wahrscheinlichkeit von sexueller Aktivität in den letzten vier Wochen gegenüber Befragten mit einem „sehr guten“ Gesundheitszustand bei Männern von 79,1 Prozent auf 59 Prozent beziehungsweise 30,1 Prozent und bei Frauen von 72,5 Prozent auf 48 Prozent beziehungsweise 32,4 Prozent.

Die GeSiD-Studie hat außerdem gezeigt, dass das Wissen zu sexuell übertragbaren Infektionen – abgesehen von HIV – bei heterosexuellen Erwachsenen noch unzureichend ist. Auf die offene Frage, welche STI bekannt ist, nannten 71,1 Prozent der Befragten HIV/AIDS an erster Stelle, gefolgt von Gonorrhö/Tripper (38,6 Prozent) und Syphilis (31,9 Prozent).

Andere STI wie Chlamydien, Genitalwarzen und Trichomoniasis wurden wesentlich seltener benannt (11,7 Prozent/4,4 Prozent/0,4 Prozent).

Schmerzen beim Sex kann viele Ursachen haben

Zu den häufigsten Ursachen für Schmerzen beim Sex bei der Frau zählen:

  • Endometriose
  • Harnwegsentzündung
  • Menstruationszyklus
  • Scheidentrockenheit
  • Geburtsnarben
  • Geschlechtskrankheiten
  • Psychische Probleme
  • Allergien (z.B. Kontaktallergie gegenüber dem Verhütungsmittel)

Vor allem nach Entbinungen kann es zu (temporären) Problemen beim Geschlechtsverkehr kommen.

Dabei kann etwa ein Dammschnitt der während der Entbindung vorgenommen werden musste, ebenso wie ein Dammriss für sexuelle Probleme verantwortlich sein.

Viele Frauen haben zudem auch Missempfindungen im Intimbereich, was vor allem einige Tage vor der Regelblutung vorkommen kann.

Auch das Vorliegen von einer Bartholin-Zyste in der Vulva durch Drüsenstau kann beim Sex Schmerzen verursachen, ebenso wie angeborene Fehlbildungen der Scheide und der Vulva.

Schmerzen beim Sex auslösen können auch Genitalwarzen.

Aber auch Verhütungsmittel können Schmerzen auslösen bei der Frau.

Dyspareunie ist vor allem bei Frauen in den Wechseljahren weit verbreitet. Die Ursache dafür ist von einem Arzt von körperlicher Seite her abzuklären.

Doch auch die Psyche spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle.

Denn einige Frauen kommen mit der veränderten Situation in den Wechseljahren gar nicht klar und empfinden aus dem Grund Schmerzen beim Sex. Doch die Ursache von körperlicher Seite sind chronische Harnwegsprobleme, von denen eben viele Frauen in den Wechseljahren betroffen sind. Diese können aber mit Medikamenten behandelt werden.

Auch Entspannungstechniken können zielführend sein, da eine häufige Ursache von Dyspareunie auch Stress sein kann oder ein negatives sexuelles Erlebnis, das zu unbewussten Anspannungen und Verkrampfungen führen kann. Es ist dabei ein Kreislauf, den die Frau meist auch nur durch die Hilfe eines Therapeuten durchbrechen kann.

Denn diese Verkrampfungen führen dann möglicherweise auch zu partnerschaftlichen Problemen und dies wiederum zu Stress. Vorliegen kann auch eine Endometriose, eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut.

Therapiemöglichkeiten

Wenn als Ursache für Dyspareunie eine chronische Harnwegserkrankung festgestellt wird, muss diese natürlich vorrangig behandelt. Diese Behandlung erfolgt mit Antibiotika und kann längere Zeit in Anspruch nehmen. Die Chancen stehen danach gut, dass die Schmerzen beim Sex verschwinden.

Bei anderen Ursachen richtet sich die Therapie natürlich darauf, dass diese ebenfalls beseitigt werden. Liegt eine Endometriose vor, werden vom Arzt meist Hormone verschrieben. Wenn die Entzündung schon weit vorangeschritten ist, ist vielleicht sogar eine Operation nötig.

Die Gabe von Hormonen (z.B. Dienogest, ein künstliches Gelbkörperhormon) stellt dabei aber eine längerfristige Behandlung dar, während die operative Maßnahme dann die Methode der 1. Wahl darstellt, aber den Kinderwunsch erheblich einschränken kann.

Beim Vorliegen von Genitalwarzen wird der Arzt abhängig von der Größe diese mit Trichloressigsäure bestreichen. Etwas größere Genitalwarzen entfernt der Arzt durch Vereisung oder mittels Laser.

Missempfindungen im Intimbereich vor der Regelblutung äußert sich vor allem durch Trockenheit der Scheide, was mit einem Gleitmittel gelöst werden kann.

Bei Fehlbildungen der Scheide und Vulva kann meist nur eine Operation helfen. Häufig werden derartige Problem schon im Kindes- oder Jugendalter entdeckt, so dass schon dann Abhilfe geschaffen werden kann. Die häufigsten auftretenden Fehlbildungen sind Stenosen, die Vaginalaplasie und Septen.

Bartholin-Zysten wegen abhängig von der Größe und vom Infektionsgrad entweder durch Sitzbäder behandelt, wodurch kleine Zysten zum Platzen gebracht werden oder mittels einer chirurgischen Drainage entfernt. Hierfür ist eine lokale Anästhesie oder Sedierung nötig.

Begleitet wird die Behandlung in diesem Fall dann von einer Gabe von Antibiotika. Auch eine Marsupialisation ist möglich. Diese wird aber nur dann durchgeführt, wenn es häufiger zu einer Zystenbildung kommt.

Wenn auch dies nicht hilft, kann die Bartholin-Drüse auch operativ entfernt werden. Wenn die Schmerzen beim Sex vom vorgenommenen Dammschnitt bei der Geburt herrühren, sollte unter Umständen zur Nachbesserung der Naht zum Frauenarzt gegangen werden.

Denn das die Narbe noch Wochen nach der Entbindung das Eindringen des Penis verhindert ist nicht normal. Oft ist es aber auch ein seelisches Problem, weil die Frau weiß, dass sie einen Dammschnitt hatte. Doch schon wenige Tage nach dem Vernähen ist die Narbe meist kaum noch zu sehen.

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Quellen:

¹ Dyspareunia (Muhammad Tayyeb, Vikas Gupta in: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan.) PMID: 32965830
² Studie: Sexuelle Gesundheit wichtig für Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit

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