Ursachen von Unfruchtbarkeit

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Ursachen von Unfruchtbarkeit

Durchschnittlich bringt eine Frau in Österreich nur noch 1,4 Kinder zur Welt. In der heutigen Wohlstandsgesellschaft sind in vielen Lebensgemeinschaften beruflicher Aufstieg und Kinder nicht vereinbar.

Umgekehrt hoffen etliche Paare auf Nachwuchs, doch die Erfüllung des Kinderwunsches bleibt ihnen versagt. Trauer und Schmerz sind die Folge. Doch was sind die Ursachen von Unfruchtbarkeit, wie kann die Medizin bei unerfülltem Kinderwunsch helfen?

Ursachen von Unfruchtbarkeit – Artikelübersicht:

Tritt bei einer Frau innerhalb eines Jahres trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs bei Verzicht auf Verhütungsmaßnahmen keine Schwangerschaft ein, nennt man dies Unfruchtbarkeit. Liegen die Ursachen der Unfruchtbarkeit auf Seiten der Frau, wird dies als Infertilität bezeichnet, beim Mann spricht man von Sterilität.

Abgesehen von der Annahme, dass oft psychische Gründe den Eintritt der Schwangerschaft verhindern, können im Wesentlichen zwei Arten von biologischen Gründen unterschieden werden: Zeugungsunfähigkeit des Mannes und Empfängnisunfähigkeit der Frau. Die Ursachen verteilen sich mit etwa 30 bis 40 % auf Frauen und Männer gleichermaßen, häufig sind diese in beiden Partnern gleichzeitig zu finden.

Zeugungsunfähigkeit des Mannes

Auf Seiten des Mannes mangelt es zunächst häufig an der Qualität der Samenflüssigkeit, was sich an Beweglichkeit und Aussehen der Spermien ablesen lässt. Für die Beurteilung der Spermaqualiät werden, etwa in einem der zahlreichen Kinderwunschzentren, Spermiogramme erstellt, die eine Aussage über die Eignung der Samenflüssigkeit für eine Zeugung zulassen.

Häufig bringt die Untersuchung eine Kryptozoospermie zutage, es finden sich in diesem Fall zu wenige Samenzellen in der Samenflüssigkeit. Hier kann bisweilen eine Änderung der Lebensgewohnheiten Abhilfe schaffen. Auch über Erfolge von alternativmedizinischen Methoden wird berichtet. Finden sich hingegen in der Samenflüssigkeit überhaupt keine Spermien, liegt eine Azoospermie vor, meist bedingt durch fehlende oder verschlossene Samenstränge.

In diesem Fall kann es gelingen, durch eine Hodenbiopsie (TESE – Testicular sperm exstraction) oder durch Entnahme aus dem Nebenhoden (MESA – Microepididymal sperm aspiration) geeignete Samenzellen für eine künstliche Befruchtung zu gewinnen. Bleibt die Anwendung dieser Methode ohne Erfolg oder werden im Hoden überhaupt keine Samenzellen gebildet, muss auf Spermien eines Spenders zurückgegriffen werden.

Oft steht nicht die Samenqualität, sondern der Samentransport im Mittelpunkt des Befruchtungsproblems, häufig aufgrund einer erektilen Dysfunktion, im Volksmund Impotenz genannt. Möglichkeiten zur Behebung dieses Leidens sind die Therapie körperlicher Ursachen durch Senkung des Bluthochdrucks oder Körpergewichts, aber auch die Einnahme von Potenzmitteln.

Empfängnisunfähigkeit der Frau

Auf Seiten der Frau sind es häufig ungünstige Lebensumstände wie Stress und Alkoholmissbrauch oder Grunderkrankungen wie Diabetes, die den Eintritt einer Schwangerschaft verhindern. Häufig handelt es sich aber um spezifische Störungen, an erster Stelle stehen dabei ein Verschluss oder eine Schädigung der Eileiter. Aber auch hormonelle Störungen kommen in Betracht.

Bei etwa einem Drittel der Frauen, denen eine Schwangerschaft verwehrt bleibt, sind die Eileiter die Ursache. Ein Verschluss oder eine Schädigung der Eileiter lässt sich oft bereits mittels Röntgen oder Ultraschall feststellen, oft ist aber auch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) vonnöten. Dabei wird unter Narkose über einen kleinen Schnitt eine Kamerasonde in den Unterleib eingeführt, was zumeist eine zuverlässige Diagnose ermöglicht.

Häufig wird dabei eine Endometriose festgestellt, das Vorhandensein von Zellen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle. Diese Erkrankung kann neben allgemeinen Beschwerden auch zu einem Verschluss der Eileiter führen. Wird im Zuge einer Laparoskopie ein solcher Verschluss der Eileiter festgestellt, lässt sich dies oft im Zuge eines Eingriffs korrigieren und damit die Wahrscheinlichkeit für eine natürlich herbeigeführte Schwangerschaft erhöhen.

Eine häufige Ursache für Empfängnisunfähigkeit der Frau ist eine Störung hormoneller Natur, wodurch ein Eisprung verhindert wird. Relativ oft begegnet man dabei dem Polycystischen Ovarsyndrom (PCO), bei dem ein erhöhter Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen, etwa von Testosteron, vorliegt. In solchen Fällen werden häufig Medikamente, die den Wirkstoff Clomiphen enthalten, eingesetzt, um einen Eisprung herbeizuführen.

Künstliche Befruchtung

Bei den Methoden, eine Schwangerschaft künstlich auszulösen, ist zwischen der Insemination und der In-vitro-Fertilisation zu unterscheiden. Bei der Insemination wird Samen zur Zeit des Eisprungs über einen dünnen Katheter in die Gebärmutterhöhle befördert. Der Eingriff ist weitgehend schmerzlos und kann auf dem Gynäkologenstuhl durchgeführt werden.

Je nach Herkunft des Samens unterscheidet man die homologe Insemination – hier stammt der Samen vom eigenen Partner – von der heterologen Insemination, bei der Spermien eines Samenspenders herangezogen werden, weil die Samenzellen des Partners nicht fortpflanzungsfähig sind bzw. keine Samenzellen vorhanden sind. Oft geht der Insemination eine Hormonbehandlung der Frau voraus, um die Chance auf eine Befruchtung zu verbessern, was häufig zu Mehrlingsschwangerschaften führt.

Bei der In-vitro-Fertilisation werden Eizellen im Körper der Frau zum Reifen gebracht und nach künstlichem Auslösen eines Eisprungs entnommen. Diese können in weiterer Folge mit Spermien des Mannes befruchtet werden, entweder durch Vermischung in einem Reagenzglas oder – bei mäßiger Qualität der Spermien – durch Injizieren eines Spermiums direkt in eine Eizelle.

Die In-vitro-Fertilisation unterliegt genauen gesetzlichen Bestimmungen, die Kosten werden in Österreich zu 70 % aus einem Fonds der Österreichischen IVF-Gesellschaft getragen. Hierbei muss sich das interessierte Paar in einer aufrechten Lebensgemeinschaft befinden, es müssen medizinische Gründe nachgewiesen werden, und die Frau darf nicht älter als 40 Jahre sein. Die Kosten für eine IVF liegen bei etwa 1500 €, wovon bei Förderung durch den IVF-Fonds etwa 500 € von den Betroffenen selbst zu tragen sind.

Wohin können sich Betroffene wenden?

Erster Ansprechpartner, wenn es mit der Schwangerschaft nicht und nicht klappen mag, ist der Hausarzt, der dem betroffenen Paar im Zuge eines Beratungsgesprächs weitere Möglichkeiten aufzeigen kann. Frauen können sich zunächst auch an ihren Gynäkologen wenden, Männer an einen Urologen bzw. Facharzt mit andrologischer Ausbildung. In Kinderwunschzentren schließlich findet man häufig sämtliche notwendigen Fachärzte und Einrichtungen in einem Haus vereint.


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Linktipps

– Künstliche Befruchtung
– Polyzystisches Ovar Syndrom: Probiotika verbessern Sexualfunktion
– Unerfüllter Kinderwunsch – die Wege zum Wunschkind
– Unfruchtbarkeit des Mannes
– Embryo aus unreifer Eizelle
– Wissenswertes über Laborbedingungen im IVF-Labor
– Österreichische Gesellschaft für In-Vitro-Fertlisation

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