Intimhygiene mit Maß und Ziel

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Intimhygiene mit Maß und Ziel

Das Thema „Intimhygiene“ ist zur Zeit Thema Nr. 1 in sämtlichen Frauen- und Glamour-Magazinen. Frau hat geradezu das Gefühl, an ultrasaugfähigen Slip-Einlagen und superdesinfizierenden Intimlotionen nicht vorbei zu kommen. Dabei kann man gar nicht oft genug erwähnen, dass man es mit der Hygiene in diesem sensiblen Bereich auch übertreiben kann – was letztlich zu ganz und gar ungewollten Ergebnissen führen kann. Dies sollten übrigens auch Männer bedenken – sie wurden in diesem Bereich nämlich soeben von der Industrie als lohnende Zielgruppe entdeckt.

Intimhygiene mit Maß und Ziel – Artikelübersicht:

Unter Intimhygiene versteht man in der Regel die Reinigung und Pflege der „intimen“ Körperregionen, also z.B. die Genitalien, der Anusbereich und im weiteren Sinn die Achseln. Die Gründe für eine besonders sorgfältige Behandlung dieser sensiblen Zonen liegt auf der Hand, dienen doch die Genitalien auch als Ausscheidungsorgane. Im Intimbereich können sich Verunreinigungen durch Hautabschilferungen, bakterielle Besiedelung sowie durch Stuhl und Urin bilden. Die Anatomie des Intimbereichs mit zahlreichen Hautfalten begünstigt zudem die Ansammlung von Verunreinigungen.

Die Haut im Intimbereich ist nicht nur sehr empfindlich, es befinden sich dort auch viele Schweißdrüsen eines besonderen Typs, sogenannte apokrine Schweißdrüsen. Solche Drüsen befinden sich auch in den Achselhöhlen. Sie sondern ein Sekret mit vielen fettartigen und geruchsaktiven Stoffen ab, die zur individuellen Duftnote jedes Menschen beitragen.

Gerade diese Gerüche veranlassen manche dazu es mit der Intimpflege zu übertreiben, während andere diese wiederum vernachlässigen oder aber ungeeignete Waschsubstanzen oder Lotionen verwenden. Grund genug für einige wesentliche Basisinformationen zum Thema:

Intimhygiene beim Mann

Unter der Vorhaut des Penis beim Mann, sowie in den sogenannten Interlabialfalten (Hautfalten zwischen äußeren und inneren Schamlippen) bei der Frau, bildet sich daher bei mangelnder Hygiene aus Talg, abgestorbenen Hautzellen und bakteriellen Abbauprodukten das sogenannte Smegma. Smegma besteht aus Drüsensekret der Talgdrüsen der Haut, abgestorbenen Hautzellen, sowie Urin- und Spermarückständen.

Mit bloßem Auge sichtbare Ansammlungen von Smegma können sich nur bei mangelhafter Intimhygiene bilden. Durch bakterielle Besiedlung des Smegmas kommt es zudem häufig zu unangenehmer Geruchsbildung. Kann der Mann aufgrund einer Phimose (Vorhautverengung) seine Vorhaut nicht zurückstreifen, so ist die Reinigung erschwert. Statistiken belegen, dass Peniskarzinome (Tumorerkrankung) sich häufiger bei Männern mit viel Smegma – zumeist bedingt durch ungenügende Hygiene – finden.

Einfache Conclusio:

  • Tägliches Waschen mit Wasser und Seife/Duschgel sowie täglich frische Unterwäsche reichen völlig aus.
  • Nach dem großen Toilettgang von vorne nach hinten abwischen.
  • Eine Beschneidung (Entfernung der Penis-Vorhaut) aus hygienischen Gründen ist – zumindest in unseren Breitengraden – nicht notwendig.

Intimhygiene bei der Frau

Bei der täglichen Pflege des Intimbereichs herrschen unter Frauen immer noch zahlreiche Missverständnisse. Die Extreme schwanken zwischen der Auffassung, dass Waschen in dem Bereich ungesund sei einerseits, und der häufigen Anwendung aggressiver Reinigungsmittel andererseits. Fest steht: Weniger ist in diesem Bereich mehr. D.h. regelmäßiges Waschen und Wechseln der Unterwäsche wird vorausgesetzt, übertriebener Einsatz von Spezialprodukten der Intimpflege aber ist kontraproduktiv. Es ist nämlich zu bedenken, dass der natürliche Scheidenausfluss eine ganz wichtige Funktion hat, nämlich Pilze und Bakterien aus der Scheide zu spülen und die zarte Intimregion feucht zu halten. Wenn er manipuliert wird, wird die Scheide leicht zu trocken und damit anfällig für Entzündungen.

Die Schleimhaut des Intimbereichs ist mit unzähligen Mikroorganismen besiedelt, von denen einige für ein saures Milieu sorgen und eine wichtige Schutzfunktion ausüben. So wird verhindert, dass sich krankmachende Keime wie Hefepilze dort ansiedeln können. Deshalb sollen statt aggressiver alkalischer Seifen mit einem hohen pH-Wert (Gradmesser für sauer/alkalisch), die den natürlichen Säureschutzmantel zerstören, pH-hautneutrale Waschstücke oder Lotionen verwendet werden.

Zu viel Hygiene schadet

Auch wenn uns die Werbung anderes Glauben machen will: (Teure) Spezialprodukte für die Intimpflege sind nicht nur nicht notwendig, sondern oft sogar absolut kontraproduktiv: Viele Ärzte empfehlen zur Intimpflege ausschließlich Wasser zu verwenden. Die Beschränkung auf Wasser verhindert die Zerstörung der natürlichen Genitalflora durch aggressive Waschsubstanzen. Der pH-Wert im Scheideneingangsbereich liegt deutlich unter dem pH-Wert der normalen Köperhaut.

Ein geeignetes modernes Intimpflegemittel soll daher frei von Seife, Parfum und Alkohol sein und den natürlichen pH-Wert des äußeren Intimbereichs erhalten. Normalerweise reicht es vollkommen aus, sich ein- bis zweimal täglich den Genitalbereich mit klarem, lauwarmem Wasser zu waschen oder maximal eine milde, pH-neutrale Waschlotion zu verwenden. Am besten ist ein kurzes Duschbad, denn die Scheide hat eine selbstreinigende Funktion, zu der sie Milchsäurebakterien braucht. Wenn man die „wegwäscht“, stört man die natürliche Reinigungsfunktion und bringt den gesunden Bakterienhaushalt durcheinander.

Intimlotionen, Feuchttücher und normale Seife können Allergien und Hautreizungen auslösen, Scheidenspülungen zerstören die natürliche Scheidenflora. Am besten Gefährlich für das Gleichgewicht der natürlichen Keimbesiedelung sind Intimsprays. Ebenfalls verzichtbar sind desinfizierende Lotionen in diesem Bereich. Auch Scheidenspülungen sind nur nach Rücksprache mit dem Frauenarzt indiziert.

Frauen, die häufig unter Entzündungen leiden, verzichten besser auf synthetische Unterwäsche und tragen reine Baumwolle. Denn Synthetik kann Schweiß nicht aufsaugen und durch die erhöhte Feuchtigkeit wird das Entzündungsrisiko noch größer. Wenn man in solchen Fällen auch noch zu Slipeinlagen mit Plastikfolie greift, erzeugt man zusätzlich einen Wärmestau und ebenfalls erhöhte Feuchtigkeit. Die Folge: Entzündungen nehmen kein Ende und die Neigung zu Pilzinfektionen wächst. Selbiges gilt übrigens auch für enge Hosen, die keine ausreichende Luftzirkulation zulassen.

Tipps für die tägliche Intimhygiene

  • Schamgegend sauber und trocken halten
  • nur äußere Scheidenregion waschen, täglich, sanft, mit lauwarmem Wasser, mit der Hand (kein Waschlappen), von vorne nach hinten
  • keine übertriebene Intimhygiene, selbst bei erhöhtem Reinigungsbedürfnis
  • täglich den Slip wechseln – damit beugt man nicht nur Hautreizungen, sondern auch Infektionen und Entzündungen vor.
  • Slips tragen, die bei 60 Grad gewaschen werden können – nur bei dieser hohen Temperatur werden Keime, die unangenehme Scheideninfektionen hervorrufen können, abgetötet. Für Slips, die nur geringere Wasch-Temperaturen aushalten, gibt′s spezielle, desinfizierende Spülungen.
  • Baumwollunterwäsche statt Synthetik – Baumwolle ist saugfähig und luftdurchlässig, so dass die Schamgegend immer trocken ist. Moderne Mikrofasern sind ebenfalls luftdurchlässig und viele sind bei 60° waschbar.
  • immer von der Scheide weg Richtung After und nie zweimal mit dem gleichen Stück Toilettenpapier wischen (v.a. beim Stuhlgang)
  • Nach dem großen Toilettgang von vorne nach hinten abwischen, ansonsten könnten Darmbakterien leicht in die Scheide verschleppt werden. Die Nähe der Genitalien zum Anus kann eine Verunreinigung mit Darminhalt bedingen, speziell mit Darmbakterien. Einige Darmbakterien wie z. B. E. coli sind für akute Harnwegsinfekte verantwortlich. Frauen sind aufgrund der kurzen Harnröhre und deren Nähe zum Anus besonders infektionsgefährdet.

Intimhygiene während der Regel

Ein erhöheres Risiko für Infektionen besteht für die Frau während der Menstruation. Mit regelmäßigem Auswechseln von Binden oder Tampons, jedenfalls sofort nach dem Schwimmen, können sich Frauen schützen. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, auch gleich den Badeanzug zu wechseln. Kleidung sollte generell luftdurchlässig und hautverträglich sein und so heiß wie möglich gewaschen werden. So werden viele Verursacher von Infektionen abgetötet. Darüber hinaus hilft reichliche Flüssigkeitszufuhr, bereits eingedrungene Krankheitserreger wieder auszuschwemmen.

Solange die Blutung anhält, ist es empfehlenswert, sich mehrmals täglich zu waschen – aber auch in dieser Zeit reicht klares Wasser aus. Wer bevorzugt Tampons benutzt, sollte sie während der ersten 2 bis 3 Tage regelmäßig wechseln (alle 3 bis 6 Stunden, je nach Blutungsstärke), weil sonst die Vermehrung von Bakterien unnötig gefördert wird. Danach reicht es, wenn alle 4 bis 8 Stunden gewechselt wird. Für die abklingenden Tage gibt es extra kleine Tampons, die Sinn machen, weil sie wirklich ausschließlich die schwache Blutung aufsaugen – und nicht zusätzlich Feuchtigkeit aus der Scheidenschleimhaut ziehen und die Scheide damit trocken und anfällig für Infektionen machen. Bei einer bestehenden Infektion verwendet man besser Binden.

Generell ist es ratsam, Binden zu benutzen, die nicht mit Synthetik umhüllt sind. Denn die Feuchtigkeit staut sich im Bindeninneren und bildet so einen optimalen Nährboden für Pilze und Bakterien. Duftstoffe in parfümierten Binden können Scheideneingang und Harnröhrenausgang reizen.

Düfte & Gerüche

Die Schleimhaut des Intimbereichs ist mit unzähligen Mikroorganismen besiedelt, von denen einige für ein saures Milieu sorgen und eine wichtige Schutzfunktion ausüben. Darüber hinaus verfügt die Intimregion auch über viele Schweißdrüsen, die wiederum (auch) für die Geruchsbildung zuständig sind. Sie sondern ein Sekret mit vielen fettartigen und geruchsaktiven Stoffen ab, die zu unserer persönlichen Duftnote beitragen.

Früher haben die Menschen so ihre (potenziellen) Partner Sie identifizieren können. Heute dagegen wird oftmals versucht durch künstliche Duftstoffe, unseren „Eigengeruch“ zu kaschieren – dabei signalisiert ein für uns angenehmer Körpergeruch eigentlich, dass man genetisch zueinander passt. Jedenfalls sorgt die Zusammensetzung der Scheidenflora für den individuellen Duft einer Frau im Intimbereich. Das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora kann allerdings durch bestimmte Einflussfaktoren gestört werden.

Einige davon sind wiederholte Scheiden- und Harnwegsinfekte, Stress oder hormonelle Veränderungen wie Pubertät, Menstruation, Pilleneinnahme, Schwangerschaft und Klimakterium. Auch die Einnahme von Antibiotika, beengende Kleidung, der Besuch von Sauna, Schwimmbad oder Thermen, Geschlechtsverkehr und ungeeignete Intimhygiene können die Scheidenflora aus der Balance bringen – dies alles beeinflußt auch die Art und Ausprägung der Gerüche.

Im Gegensatz zur übrigen Körperhaut ist der natürliche Säureschutzmantel im Intimbereich saurer, so dass sich die Keime dort nicht wohl fühlen. Wenn frau es nun mit der Sauberkeit im Intimbereich übertreibt und sich zu häufig und mit den falschen Mitteln wäschst, zerstörst sie dadurch das gesunde Scheiden-Milieu und wäschst den natürlichen, schützenden Fettfilm weg, so dass Infektionen und Entzündungen freie Bahn haben.

Dies kann zu einem überschießenden Wachstum von Pilzen ( Vaginalmykose, Vaginalcandidose) oder pathogenen Bakterien (unspezifische Vaginitis und Vulvovaginitis) führen. Der durch Waschchemikalien veränderte pH-Wert in der Vagina erleichtert diesen Vorgang zusätzlich. Im schlimmsten Fall wird eine Scheideninfektion oder eine chronische Blasenentzündung riskiert.

Spezialfall Analreinigung

Gilt Sauberkeit generell schon für jegliche sexuellen Aktivitäten, so wird sie bei der Sexualpraxis Analverkehr erst recht großgeschrieben. Letztendlich handelt es sich hier um eine Körperöffnung, die normalerweise der Darmentleerung dient! Dementsprechend reinlich sollten die Partner vorgehen. Heißt im Klartext: Vorher gründlich waschen! Die Angst auf größere Mengen Kot zu stoßen, ist aber unbegründet: Kot wird im Dickdarm gesammelt, nicht im Rektum. Viel weiter als bis zu dieser „Durchgangsstelle“ dringt auch der längste Penis nicht vor.

Der passive Partner kann sich aber auf den Analverkehr, z. B. durch eine Analspülung bzw. einen Einlauf, Klistier (bezeichnet die Prozedur, Flüssigkeit rektal über den Anus in den Darm einzuleiten und zu spülen) vorbereiten, um sicherer und sauberer zu fühlen, unbedingt notwendig ist dies aber nicht. Eine wesentliche Regel allerdings muss bei heterosexuellen Paaren unbedingt beachtet werden: NIEMALS vom Anus direkt in die Vagina überwechseln! Das bringt Bakterien in deine Scheide, die sich dann entzünden können. Nach dem Eindringen in den After muss deshalb auch unbedingt ein frisches Kondom verwendet werden.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com

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